Mini-Jubiläum: Fünf Jahre Wehrhahntunnel

Wir feiern dieses Jahr unser 125-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr gibt es aber noch ein „Mini-Jubiläum“ zu feiern: fünf Jahre Wehrhahntunnel. Fast auf den Tag genau sind nun fünf Jahre vergangen, seit unsere Bahnen am 20. Februar 2016 das erste Mal durch den 3,4 Kilometer langen Wehrhahntunnel rollten. Die jüngste der Düsseldorfer U-Bahn Strecken punktet aber nicht nur durch die schnellere Verbindung zwischen „Bilk S“ und „Wehrhahn S“, sondern sticht besonders durch die künstlerische Gestaltung der Haltestellen hervor. Daher wollen wir Euch hier die Gestaltung der sechs Stationen genauer vorstellen:

Im Fokus der Medien

Die Wehrhahn-Linie wurde von Architekten, Künstlern, Ingenieuren und der Düsseldorfer Stadtverwaltung gemeinsam entwickelt. Aus dieser Zusammenarbeit entstand der U-Bahn-Tunnel als „unterirdisches Raumkontinuum“. Denn im Unterschied zu den individuell gestalteten Stationen ist ein wiedererkennbares, einprägsames Wandstrukturbild aus Betonfertigteilen in den eigentlichen Stationsräumen installiert worden.

Für jede der sechs Stationen schufen verschiedene Künstler malerische, geometrische, skulpturale und klangliche Elemente. Das mediale Echo zur Tunneleröffnung war überwältigend. Sogar dem altehrwürdigen Guardian in England und der New York Times waren die künstlerischen Elemente größere Artikel wert: „Art and 3-D Magic in a German Subway“ (Kunst und 3-D-Zauber in einer deutschen U-Bahn) überschrieben das zum Beispiel die Amerikaner.

Kontinuum

Vom „Kirchplatz“ zur „Pempelforter Straße“

Die neuen Wehrhahnlinien U71, U72, U73 und U83 machen als erstes am „Kirchplatz“ halt. Die Station wurde von Enne Haehnle gestaltet und trägt den Namen „Spur X“. Beim Betreten des U-Bahnhofsfallen die orangenen geschwungenen Linien an den mit weißen Fassadenplatten verkleideten Wänden sofort auf. Die Künstlerin schrieb poetische Texte, die sie hier skulptural umgesetzt hat. Beginnend an den drei Zugängen der Station begleiten die Textlinien die Fahrgäste bis zu den Bahnsteigen. Die Stahlstränge sind jeweils nur aus bestimmten Perspektiven lesbar und so entfaltet sich ein Spiel zwischen Abstraktion und Lesbarkeit.

Kirchplatz

Der nächste Halt ist am „Graf-Adolf-Platz“. Hier sehen wir nicht rot, sondern grün. Achat, so der Name der von Manuel Franke gestalteten Haltestelle, wurde mit leuchtend grünen Glastafeln versehen. Auf den Tafeln wechseln sich feinste Verästelungen mit explosionsartigen Farbauflösungen ab. Die gesamte Wandverkleidung wurde übrigens von dem Künstler eigenhändig in einer Glashütte bearbeitet.

Graf-Adolf-Platz

Im Kontrast zu der „Farbexplosion“ am „Graf-Adolf-Platz“ steht die „Benrather Straße“. Hier finden sich die Fahrgäste in einer Raumstation wieder. Grundgedanke des Künstlers Thomas Stricker war, „die Weite des Universums in der Enge des Untergrunds“ entstehen zu lassen. Der Innenausbau besteht aus einer Vielzahl von glänzenden, an den Wänden geprägten und an der Decke fein geflochtenen Edelstahl-Paneelen. Panoramafenster, umgesetzt als Medienwände, die Videoszenen aus dem Universum zeigen, versetzen den Betrachtenden auf die Kommandobrücke eines unterirdischen Raumschiffs.

Benrather Straße

„Drei Modellräume“, so lautet das Kunstwerk von Ralf Brög in der „Heinrich-Heine-Allee“. Brög legte drei konzeptionell und technisch unterschiedliche Soundkorridore an: Auditorium, Theater und Labor. Alle drei Modellräume sind mit einem hochwertigen Soundsystem ausgestattet. Das „Labor“ thematisiert den experimentellen Umgang mit Tönen. Im Raum sind Klangskulpturen zu finden (siehe Bild). Im „Theater“ erkennt man auf keramischer Oberfläche einen Theatervorhang. Texte und anderes Klangmaterial sind zu hören. Im „Auditorium“ sind 48 Lautsprecher angebracht, die einzeln ansteuerbar sind. Brög hat mit seiner Gestaltung hochwertige Klangräume geschaffen, deren Nutzung flexibel sein soll. Konzertübertragungen oder thematische Schwerpunkte zu einzelnen Bands, Soundkünstlern oder Komponisten sind realisierbar.

Heinrich-Heine-Allee

Die vorletzte Station auf dem Weg in Richtung Wehrhahn ist die „Turnstile“ von Ursula Damm in der „Schadowstraße“. Die Künstlerin hat eine mehrteilige interaktive Installation erschaffen. Im Zentrum steht eine große LED-Projektionsfläche, die in Echtzeit per Videokamera erfasste Bewegungen der Passanten an der Oberfläche übermittelt. So entstehen Bilder von kleinen, virtuellen Lebewesen, die aus den Bewegungen der Passanten eine sich ständig verändernde Architektur schaffen. Der Bezug zu den Passanten ist übrigens namensgebend für diese Station, denn die Schadowstraße und die Station sind ein Drehkreuz, auf Englisch „Turnstile“, der Stadt.

Schadowstraße

Zum Abschluss unserer Fahrt durch den Wehrhahntunnel machen wir Halt an der „Pempelforter Straße“. Dort ist die Arbeit von Heike Klussmann unter dem Namen „Surround“ zusehen. Sie hat den Bahnhof vermessen und die Daten in ein 3-D Modell übertragen. Die gelben Bänder und die schwarzen Linien über den Böden und an den Wänden sind besonders markant. Aus dem Spiel mit den Dimensionen von Fläche und Raum ergibt sich eine dreidimensionale Wirkung. Es wirkt, als würden sich die tatsächlichen Begrenzungen des U-Bahnhofs auflösen.

Pempelforter Straße

Was unsere Fahrgäste sagen…

Bärbel (60) nutzt die Wehrhahn-Linie quasi seit der ersten Stunde. Sie wartet an der Heinrich-Heine-Allee auf ihre Bahn und zieht eine positive Bilanz: „Ich komme mit der neuen Linie gut klar und finde, sie wirkt sauberer und heller.“

„Die Wehrhahn-Linie ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt Düsseldorf. Die Stationen sind viel individueller gestaltet als die anderer Großstädte, hier fühlt man sich wohler“, lobt die 53-jährige Nicole.

Anais (21) ist vor knapp zweieinhalb Jahren zum Studieren nach Düsseldorf gezogen. „Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie begeistert ich von den U-Bahn-Stationen war, als ich sie zum ersten Mal betreten habe. Ich fand die Gestaltung einfach sehr cool, ich mag moderne Kunst eh sehr gerne. Schön, dass man den Künstlern diese Plattform geboten hat.“

Ein wichtiger Schritt für Düsseldorfs Nahverkehr

Wie bereits oben angesprochen, bringt die Wehrhahn-Linie Euch schneller an Euer Wunschziel. Im Vergleich zur ehemaligen Linie 703 ist die U73 doppelt so schnell und braucht für den Weg zwischen „Wehrhahn S“ und „Kirchplatz“ nur 7,5 Minuten. Ausführlichere Informationen dazu findet Ihr in unserem Blogartikel „Bilanz: Ein Jahr Wehrhahntunnel“. Wenn Ihr mehr zur Historie des Düsseldorfer U-Bahn-Baus wissen wollt, dann schaut gerne hier vorbei.

Eröffnung Wehrhahnlinie

Informationen zur Autorin:

Maria-Sophie Schulte ist Praktikantin in der Unternehmenskommunikation. Sie wohnt seit 2018 in Düsseldorf und studiert an der Heinrich-Heine-Universität Sozialwissenschaften.