Von der Straßenbahn zur Stadtbahn: 30 Jahre Tunnel
Sie sind heutzutage gar nicht mehr wegzudenken: die unterirdischen Stadtbahnen in Düsseldorf. Gerade im innerstädtischen Bereich umfahren sie unter der Erde den Autoverkehr, Kreuzungen und Ampeln und können daher mit höherer Geschwindigkeit – teils automatisch – von Haltestelle zu Haltestelle rauschen. Doch es gab eine Zeit, da fuhr überhaupt keine Bahn unterirdisch.
Die 1. Etappe: Kennedydamm bis Opernhaus
Als am 3. Oktober 1981 dann die erste fertiggestellte 1,6 km lange Tunnelstrecke zwischen dem Kennedydamm und dem Opernhaus unterirdisch befahren werden konnte, war dies gerade mal der „Vorlaufbetrieb“ für den gesamten U-Bahn-Bau: Die Absicht war, fertiggestellte Tunnelabschnitte sofort zu nutzen, um das oberirdische Netz so schnell wie möglich zu entlasten.
Da diese erste unterirdische Strecke aber nur so kurz war, wurde die Düsseldorfer U-Bahn oft als die schnellste der Welt belächelt: Kaum war man drin, war man auch schon wieder draußen.
Um den Tunnel überhaupt befahren zu können, musste die Rheinbahn 12 neue Bahnen des Typs B80 anschaffen und die vorhandenen Bahnen des Typs GT8S umbauen. Nachdem die GT8S mit ausklappbaren Trittstufen versehen wurden, hieß der Fahrzeugtyp GT8SU. Beide Bahntypen – GT8SU und B80 – sind auch heute noch im Einsatz. Die GT8SU-Bahnen werden aber zukünftig von neueren Modellen des Typs HF6 abgelöst, die wesentlich komfortabler sind und mehr Platz für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste und Fahrgäste mit Kinderwagen bieten.
Die 2. Etappe: Hauptbahnhof und Tonhalle
1988 hat die Rheinbahn zwei weitere unterirdische Strecken in Betrieb genommen. Dadurch konnte man zum 700. Jubiläum der Stadt Düsseldorf im Mai vom Kennedydamm bis zum Hauptbahnhof und ab August auch rüber ins linksrheinische Gebiet fahren. Aufgrund der oberirdischen Verbindung nach Neuss, Lörick, Meerbusch und Krefeld hatte die Stadtbahn nach 15 Jahren endlich mehr Fahrgäste und den erhofften Verkehrswert. Ohne die Modernisierung der Leitstelle an der Heinrich-Heine-Allee und neue Abstell- und Werkstattgleise in unserem Betriebshof in Heerdt wäre dies jedoch nicht möglich gewesen.
Anfang der 90er Jahre hatte die Stadt dann durch neue Verbundverträge das alleinige Sagen über die Finanzierung des Nahverkehrs. Mithilfe externer Berater sollten den Entscheidern in Politik und Verwaltung Hilfestellungen durch bundesweite Mobilitätsuntersuchungen gegeben werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigten, dass die Menschen lieber den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gefördert wissen, als den Ausbau des Individualverkehrs. Dieses sehr positive Ergebnis wurde im Vorfeld bereits erwartet.
Die 3. Etappe: Aus Lierenfeld unterirdisch in die Innenstadt
1993 nahm die Rheinbahn dann die heute noch bestehende Linie U75 in Betrieb. Diese verbindet den östlichen Stadtteil Eller über die Düsseldorfer Innenstadt mit Neuss. Zeitgleich mit der neuen Strecke wurden auch die unterirdischen Haltestellen „Kettwiger Straße“ und „Handelszentrum“, sowie die oberirdische Haltestelle „Ronsdorfer Straße“ eröffnet. Im Zuge der Bauarbeiten wurde das Straßenbild durch die oberirischen Strecken sogar zum Positiven verbessert. Fahrbahnen und Gehwege wurden ausgebaut und neue Grünanlagen geschaffen. Das war eines der größten Projekte, das die Rheinbahn bis dahin in Angriff genommen hat.
Die 4. Etappe: Um eine Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und Oberbilk zu schaffen, wurde von 1996 bis 2002 ein Tunnel auf diesem Streckenabschnitt gebaut. Dieser wurde am 15. und 16. Juni 2002 feierlich eröffnet. Der Tunnelbau hat auch drei neue unterirdische Haltestellen hervorgebracht: „Oberbilker Markt/Warschauer Straße“, „Ellerstraße“ und „Oberbilk S“. Durch diese neue Verbindung sparen die Linien U74 und U77 fünf Minuten Fahrzeit ein.
Die 5. Etappe: Der Wehrhahntunnel
Seit 2016 hat das Rheinbahnnetz dann mit der Wehrhahnlinie einen neuen Tunnel und damit auch schnellere Anbindung an die wichtigsten Punkte in der Innenstadt erhalten. Dadurch liegen jetzt viele der innerstädtischen Linien unterirdisch und die Bahnen sind auf der Strecke zwischen den Haltestellen „Bilk S“ und „Wehrhahn S“ deutlich schneller unterwegs.
Informationen zur Autorin:
Marie Krücken ist seit 2015 bei der Rheinbahn und hat dort die Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie in der Unternehmenskommunikation, aktuell ist sie im Bereich Fahrzeugtechnik tätig. Parallel studiert sie Business Administration.
Habt ihr nicht einen Tunnel vergessen? Hbf-> Oberbilk S?
Hallo zusammen,
Ihr habt recht, danke für den Hinweis! Wir haben das ergänzt 🙂 Viele Grüße Katharina Natus
Sehr interessanter Beitrag und eine schöne Zeitreise durch die verschiedenen Ausbaustufen des Düsseldorfer U-Bahn-Netztes. Allerdings fehlt in der Aufzählung der Ausbau vom Hauptbahnhof bis Obetbilk S.
Hallo zusammen,
Ihr habt recht, danke für den Hinweis! Wir haben das ergänzt 🙂 Viele Grüße Katharina Natus
Alles hübsch zusammengefasst, aber mit einer gr0ßen Lücke:
Die Tunnelstrecke durch Oberbilk (U74/77/79), eröffnet 2002, fehlt komplett.
Hallo zusammen,
Ihr habt recht, danke für den Hinweis! Wir haben das ergänzt 🙂 Viele Grüße Katharina Natus
Interessanter Beitrag!
Wie wäre es mal mit einen Blick in die Zukunft. Wie geht es weiter mit dem U-Bahn-Bau?
Planungen für die U80/U81 Flughafen-Messe usw. sind ja bereits bekannt. Wie sieht der Zeitplan aus.
Noch interessanter fände ich, welche Wünsche die Rheinbahn im Bereich U-Bah-Bau hat. Ob sie jetzt umgesetzt werden oder nicht. Wo würde die Rheinbahn bedarf haben?
Verlängerungen bestehender Linien, Neue Strecke durch die Innenstadt wie z.B. zwischen Worringer Platz über die Graf-Adolf-Straße nach Bilk/Hafen usw.
Was wären die Wünsche der Rheinbahn?
Das es erst einmal sehr große Bauprojekte nicht mehr geben wird, ist klar. Aber Wünsche hat doch jeder!
Hallo Markus, danke für Deinen Input. Wenn das Thema U80/U81 konkreter wird, widmen wir dem ganzen bestimmt einen Blogbeitrag. Viele Grüße Katharina Natus
Ein witziges Detail wären auch noch die U-Dachse, die als Maskottchen dienten, und natürlich sollte der Brand im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee nicht vergessen werden.
Könnte die komplette Sammlung von 17 U-Dachsen für Fotos zur Verfügung stellen.
Die einzelnen Bauabschnitte, sehr cool es erlebt zu haben und immer wieder spannend was noch kommt…..
Ich durfte damals den ersten U Dachs im Hofgarten ausgeben und an die Bürger verteilen. Natürlich habe ich mit dem ersten U-Dachs dann auch angefangen zu sammeln, bis heute. Leider bin immer noch vergebens auf der Suche nach älteren Fotos von damals, der Verteilung des ersten U-Dachs. Vielleicht habt ihr noch Fotos??? Es wäre sehr spannend noch vielleicht eins zu entdecken, wo ich sie ausgebe.
Hallo Dirk, unser Archivar hat sich mal durch unsere Fotos gewühlt, aber leider haben wir kein Foto von der Verteilung der U-Dachse, sondern nur das mit dem verkleideten U-Dachs, welches auch hier im Beitrag zu sehen ist. Viele Grüße Katharina Natus
Warum wird kein Buch oder DVD über die Geschichte der Düsseldorfer U-Bahn Bau von 1975-2016 raus gebracht das wäre was damit unsere Nachfahren auch was zum Lesen und gucken haben und was lernen das würde mir in der Sammlung fehlen hab überings alle 5 Eröffnungen mit gemacht
Hallo Alexander, es gibt ein Buch, es heißt „Stadtbahn Düsseldorf“ von Volker Grobe. Viele Grüße Katharina Natus
hallo,
leider muß ich feststellen, das der Abschnitt Erkratherstr. auch fehlt.
lieben Gruß
Hallo Silvia, der Ausbau der Erkrather Straße für die Stadtbahnlinie U75 wird im Absatz „Die 3. Etappe: Aus Lierenfeld unterirdisch in die Innenstadt“ erwähnt 😉 Viele Grüße Katharina Natus
Gibt es villeicht noch bilder der eröffnung des innenstadttunnels ? Würde mich über eine Antwort freuen.
Martin
In dem Text heißt es: „Gerade im innerstädtischen Bereich umfahren sie (die unterirdischen Bahnen) unter der Erde den Autoverkehr, Kreuzungen und Ampeln und können daher mit höherer Geschwindigkeit – teils automatisch – von Haltestelle zu Haltestelle rauschen.“ Heißt das nicht im Umkehrschluss, dass wie Benutzer des ÖPNV gezwungen werden unterirdisch zu fahren, damit sich oben auf den Straßen die Autofahrer austoben können, die völlig unsinnigerweise mit tonnenschweren sog. SUVs meist ganz alleine am Steuer und ohne Beifahrer die Straßen verstopfen und die Umwelt verpesten? Ich wünsche mir oberirdisch mit Bus und Straßenbahnen fahren zu können, und die Autos müssen raus aus Düsseldorf!
Sehr schön aufgearbeitete Zeitreise. Einige der Kommentare zeigen, wie sehr ein solches Projekt die Stadt prägen und die Erinnerungen der Menschen prägen kann.
Ein älterer Beitrag, ich weiß, aber: Ein Detail wurde tatsächlich noch vergessen. Der abgebildete Wagen 5027 wurde tatsächlich ursprünglich für Essen gebaut, allerdings kurz von der Rheinbahn für Testfahrten verwendet. Er war damals als ein B100S konzipiert, während später die Rheinbahn selbst zwei verschiedene Serien an B80D bestellte. Der Wagen läuft bis heute bei der Ruhrbahn als B80C im Regelbetrieb.