Rheinbahner und Fußballgott: 100. Geburtstag von Toni Turek

Teufelskerl und Fußballgott in einem – damit kann nur Anton „Toni“ Turek gemeint sein, der legendäre Torhüter der Weltmeistermannschaft von 1954. „Turek, Du bist ein Teufelskerl!“ „Turek, Du bist ein Fußballgott!“ Die begeisterten Ausrufe verdankte Turek seiner Leistung in der zweiten Halbzeit des Endspiels in Bern, als er, über sich hinauswachsend, den 3:2-Sieg „festhielt“ und Radioreporter Herbert Zimmermann ihm mit seiner Reportage vom Spiel ein Hörfunkdenkmal setzte.

Am 18. Januar vor 100 Jahren hat Toni Turek in Duisburg das Licht der Welt erblickt und ist auch heute noch unvergessen. An jedem Bundesligaspieltag begegnen tausende Fortuna-Fans seiner Statue vor der Arena. Das mit Unterstützung der Rheinbahn entstandene viereinhalb Meter große Denkmal wurde passend zum 60. Jahrestag des „Wunders von Bern“ enthüllt.

Und wer ganz besonders Glück hat, der fährt auch noch mit der Toni-Turek-Bahn zum Spiel: Auf über 20 Metern schmücken Zitate und Spielszenen das Äußere der Stadtbahn des Typs B80; im Innenraum des Fahrzeugs wechseln sich Geschichte und Geschichten rund um sein Wirken bei der Fortuna, der Nationalelf und der Rheinbahn mit Fotografien und Dokumentationen ab.

Brötchengeber Rheinbahn
Heute unvorstellbar, aber in den 50er Jahren konnte man vom Fußball alleine nicht leben. Daher begann der gelernte Bäcker Turek im September 1950 seine Karriere bei der Rheinbahn als Kraftfahrer im Magazin. Schon kurz darauf wechselte er mit der Personalnummer 9410 ins Büro, in die Registratur, „Abteilung 06“. Dort war er auch beschäftigt, als der Deutsche Fußballbund 1954 einen Urlaubsantrag für den Nationalspieler stellte. Selbstverständlich genehmigte die Rheinbahn ihn, das „Wunder von Bern“ nahm seinen Lauf und euphorisierte das krisengeschüttelte Nachkriegsdeutschland.

Finanziell zahlte sich der überraschende Titelgewinn gegen die favorisierten Ungarn für die Spieler allerdings nicht aus. Jeder WM-Teilnehmer bekam eine Pauschale von 1.000 Mark und pro gespieltem Spiel weitere 200 Mark – zusätzlich zu der damals üblichen Länderspielpauschale von 5 Mark pro Tag. Turek arbeitete also auch als Weltmeister weiter beim Düsseldorfer Verkehrsunternehmen. Im Mai 1959 ernannte es ihn schließlich zum Abteilungsleiter der Registratur.

Das blieb er, bis er Ende April 1977 krankheitsbedingt in den frühen Ruhestand ging. Zeitzeugen berichteten, dass damals so mancher Kollege innerlich vor Ehrfurcht stramm stand, wenn er Anrufe entgegennahm und jemand namens „Herberger“, „Walter“ oder „Rahn“ Herrn Turek sprechen wollte.

Übrigens verdiente nicht nur Toni Turek seine Brötchen bei der Rheinbahn: Auch die Fortuna-Spieler Felix Zwolanowski, Erich Juskowiak, Willi Weyer, Johannes Fandel, Karl Hoffmann, Hans Müller, Bruno Makus, Kurt Krüger und viele mehr dienten damals gleich zwei Herren. So sorgte die Rheinbahn für die finanzielle Absicherung der Kicker und unterstütze die Fortuna.

Auch der Erlös des von der Rheinbahn zum 50. Jahrestag des Titelgewinns organisierten „Toni-Turek-Turniers“ ging zu Gunsten der 1. Mannschaft der Fortuna, die 2004 noch in der damals viertklassigen Oberliga spielte. Teilgenommen haben dabei unter anderem die Schauspieler/Fußballer, mit denen Regisseur Sönke Wortmann in seinem Film „Das Wunder von Bern“ die Endspielmannschaft besetzt hatte, sowie eine Auswahl der „Uwe-Seeler-Traditionself“.