Über 170 Stunden warteten unsere Fahrgäste 2018 aufgrund von Unfällen – Rheinbahn und Polizei geben Präventionstipps

Die Rheinbahn fährt jeden Tag mehr als drei Mal um die Erde, um ihren Fahrgästen ein gutes Angebot zu machen. Allein unsere 310 Straßen- und Stadtbahnen legten im vergangenen Jahr über 13 Millionen Kilometer zurück. Geht man davon aus, dass eine Äquatorumrundung rund 40.000 Kilometer beträgt, fahren die Bahnen in einem Jahr mehr als 330 Mal um die ganze Welt.

Obwohl sehr viele dieser Kilometer im dichten Großstadtverkehr zurückgelegt werden, ist die Beteiligung von Bahnen an Unfällen gering: Bei rund 30.000 erfassten Unfällen in 2018 in Düsseldorf gibt es nur selten eine Beteiligung der Schienenfahrzeuge: Bahnen sind nur an rund einem Prozent der Unfälle beteiligt. In der großen Mehrzahl der Fälle trifft die Bahnfahrer keine Schuld an den Unfällen, was die Statistiken ebenfalls bestätigen: Von 120 Unfällen mit Bahnbeteiligung waren nur in 21 Fällen die Fahrer der Bahn die Verursacher.

Generell wirken sich schon Bagatellunfälle sehr negativ auf den Fahrplan, die Pünktlichkeit und damit auf die Fahrgäste aus: 2018 addierten sich die Störungen alleine durch die Unfälle auf über 170 Stunden, was einer Störungsdauer von insgesamt über einer Woche entspricht! Bei einem Großteil der Unfälle mit Beteiligung der Bahn waren 2018 laut Statistiken der Polizei Unachtsamkeit, falsches Abbiegen oder Vorrang-Fehler der Autofahrer die Ursachen. Das Problem bei Unfällen mit Straßenbahnen: wenn es kracht, kracht es richtig. Gegen die circa 30 Tonnen einer Bahn kommen Pkws nicht an, Fußgänger und Radfahrer haben beim Zusammenstoß keine Chance.

Präventionstour durch Düsseldorf
Um auf die Unfallursachen hinzuweisen und Tipps zur Prävention zu geben, luden Polizei und Rheinbahn die Medienvertreter Mitte Februar 2019 zu einer gemeinsamen Tour ein. Mit einer Straßenbahn ging es dabei entlang der Unfallorte des vergangenen Jahres quer durch Düsseldorf. Dabei wurden nicht nur die Unfallstatistiken für 2018 dargestellt, sondern gleichzeitig wichtige Präventionstipps von den Vertretern der Rheinbahn und der Polizei vermittelt.

Auf einer 900 Meter langen Strecke der Grafenberger Allee kam es 2018 zum Beispiel allein zu 14 Unfällen. Laut Angaben der Polizei sind die Ursachen in den meisten Fällen Fehler beim Fahrstreifenwechsel und Abbiegen durch Pkw-Fahrer. Diese missachten häufig die Vorfahrt der Bahnen und es kommt zum Zusammenstoß, wie auch am 24. Oktober 2018: Auf der Linie 705 in Richtung Derendorf stieß in Höhe der Berliner Allee/Grünstraße eine Bahn mit einem Pkw zusammen, der Pkw-Fahrer war verbotswidrig links abgebogen.

Um 11:48 Uhr meldete der Bahnfahrer den Unfall, bis zum Störungsende vergingen in diesem Fall weniger als 20 Minuten. Trotzdem mussten drei Linien umgeleitet werden und es dauerte einige Zeit, bis alles wieder in geregelten Bahnen fahren konnte – sehr ärgerlich für viele hunderte Fahrgäste der Rheinbahn!

Augen auf und Stöpsel aus den Ohren
Für weniger Unfälle im Straßenverkehr sollten deshalb besonders Fußgänger und Radfahrer als „schwache“ Verkehrsteilnehmer darauf achten, immer aufmerksam zu sein, insbesondere im Schienenbereich. „Fußgänger und Radfahrer sind am stärksten gefährdet, sie haben keine Knautschzone“ erklärt Jürgen Lankes, Leiter der Direktion Verkehr bei der Polizei. Außerdem warnt er vor Ablenkung durch Handys oder Musik hören und empfiehlt, niemals Ampelübergänge oder den Verkehr zu missachten.

Bei Rot stehen, bei Grün gehen
Oft kommt es vor, dass man seine Bahn schon an der Haltestelle stehen sieht und nur eine rote Ampel verhindert, dass man diese noch rechtzeitig erreicht. Das ist zwar ärgerlich, aber auch hier gilt: Bei Rot stehen, bei Grün gehen. Auf den meisten Linien fahren die Bahnen in regelmäßigem Takt, sodass man lieber auf eine spätere Bahn ausweichen kann, als sich und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr zu bringen. Fahrgäste sollten dabei auch an ihre Vorbildfunktion denken und niemals vor Kindern blindlings einer Bahn hinterher rennen.

Aber auch Autofahrer müssen besonders aufmerksam sein: Ein Großteil der Unfälle mit Beteiligung von Straßenbahnen passiert laut Statistiken durch fehlerhaftes Abbiegen der Pkw. Deshalb ist es wichtig, dass man vor dem Abbiegen immer sichergeht, dass sich keine Bahn von hinten nähert. Auch Navigationssysteme führen nicht immer auf die richtige Spur. Deshalb ist es besser, auf die Beschilderung zu achten, statt dem Navi blind zu folgen und sich auf den Gleisen festzufahren. Bis eine Bahn, trotz Notbremsung, zum Stehen kommt, vergeht deutlich mehr Zeit, als man es von Pkws oder Lkws gewohnt ist – der Bremsweg ist bei Bahnen bei gleicher Geschwindigkeit und gleichem Reaktionsweg doppelt so lang. Also sind Zusammenstöße in brenzligen Situationen meist unvermeidbar, trotz schnellem Handeln von Seiten unserer Fahrerinnen und Fahrer.

Festhalten, bitte!
Für die Fahrgäste in den Bahnen gilt vor allem eins: festhalten. Es kann immer vorkommen, dass der Fahrer plötzlich bremsen muss. Das kann dann nicht nur für die Teilnehmer des Straßenverkehrs gefährlich werden, sondern auch für die Fahrgäste in den Bahnen. In solchen Fällen ist es deshalb wichtig, sich einen festen Halt zu suchen und bestenfalls die freien Sitzplätze zu nutzen. Gehhilfen sind keine geeigneten Alternativen für einen festen Sitzplatz.

Informationen zur Autorin:

Michelle Psiuk arbeitet als Praktikantin in der Unternehmenskommunikation. Nebenbei studiert sie an der Heinrich-Heine-Universität Anglistik und Kommunikations- und Medienwissenschaft.