Startschuss vor 120 Jahren

Man glaubt es vielleicht nicht, aber mit dem Bau der Oberkasseler Brücke beginnt auch die Geschichte der Rheinbahn: Im März vor 120 Jahren, genauer gesagt am 25. März 1896, gründeten die Unternehmer Heinrich Lueg, Franz Haniel, August Bagel, Friedrich Vohwinkel und Carl Dobbelstein die Rheinische Bahngesellschaft AG – so nannten wir uns offiziell noch bis 2005. Die Väter des Unternehmens hatten sich dabei ein wichtiges Ziel gesetzt: Den Bau einer Brücke über den Rhein. Das linke Rheinufer wollten sie so mit dem rechten verbinden und damit eine engere wirtschaftliche Verbindung schaffen.

Wirtschaftliches Wachstum brauchte aber auch Infrastruktur. So planten die Gründer neben dem Brückenbau auch einen Personen-und Güterverkehr mit einer elektrischen Schnellbahn für die Bewohner und die anzusiedelnde Industrie. Die Stadt Düsseldorf genehmigte und unterstützte zwar den Bau der Brücke und den Betrieb der Bahn zwischen Düsseldorf und Krefeld, beteiligte sich aber nicht an den Kosten für das Projekt, da ihr die Finanzierung zu gewagt erschien.

Die neue AG nahm direkt nach der Gründung ihre Geschäftstätigkeit auf. Sie begann gleichzeitig mit dem Bau der Bahnstrecke nach Krefeld, eines zum Betrieb der Linie nötigen Kraftwerkes, eines Betriebsbahnhofes und der Brücke. Die Oberkasseler Brücke wurde in der für damalige Verhältnisse sehr kurzen Bauzeit von zwei Jahren fertiggestellt und zeigte mit den Toren im wilhelminischen Stil die ganze Pracht des Kaiserreiches. Sie war damit die erste Straßenbrücke Düsseldorfs.

Ende des Jahres 1898 konnte auch die Rheinbahn ihren Fahrbetrieb für den Vorläufer der heutigen Linie U76 aufnehmen. Die erste elektrische Schnellbahn Europas startete mit einer damals außergewöhnlichen Geschwindigkeit von 40 km/h in den Linienverkehr. Über 22,2 Kilometer führte die Strecke von der Haroldstraße in Düsseldorf bis zur Rheinstraße in Krefeld. Die Fahrgäste konnten – je nach Geldbeutel – zwischen einem Ticket für die erste, zweite oder dritte Klasse wählen. An heißen Tagen sorgte außerdem ein offener Sommerbeiwagen für frischen Wind. Wagenhallen und Werkstätten für die 13 Trieb- und acht Beiwagen sowie acht Güterwagen lagen in Oberkassel, wo heute noch das Rheinbahnhaus steht.

Kuriosum am Rande: Seit der Eröffnung der Strecke bis Mitte der 30er Jahre gab es einen Milchwagen, der an bestimmten Stationen die Milch der Bauern einsammelte und zum Verkauf oder zur Verarbeitung in die Stadt brachte.