HaltestellenGeschichten: „Brehmplatz“

An insgesamt 1.671 Haltestellen halten wir mit unseren Bussen und Bahnen, um unsere Fahrgäste in Düsseldorf und der Region von A nach B zu bringen. Dabei hat jede einzelne Haltestelle ihren eigenen Namen, der seine ganze eigene Geschichte birgt. Gemeinsam mit dem Historiker Thomas Bernhardt haben wir deshalb die sogenannten HaltestellenGeschichten ins Leben gerufen. In den Aushangvitrinen an vielen Haltestellen finden die Fahrgäste seitdem nach und nach die Geschichten, die sich hinter den Namen der Haltestellen verbergen. In einer regelmäßigen Serie stellen wir Euch diese Geschichten auch hier im Blog vor. Los geht es mit der HaltestellenGeschichte zum „Brehmplatz“ – dem Ort, an dem die Eishockey-Fans bis 2006 ankamen, wenn mal wieder ein DEG-Heimspiel auf dem Plan stand.

Der Brehmplatz erinnert mit seinem Namen an den Zoologen und Tier-Schriftsteller Alfred Brehm – das dicke Buch „Brehms Tierleben“ stand in den Bücherregalen vieler Familien. Er wurde von dem 1873 gegründeten Tierschutzverein „Fauna“ einige Male nach Düsseldorf eingeladen, um Vorträge zu halten. Außerdem regte Brehm an, in Düsseldorf doch einen zoologischen Garten zu errichten. 1874 entschloss sich der Verein Fauna, diese Idee in die Realität umzusetzen.

Alfred Brehm wurde in die späteren Planungen miteinbezogen. In der Tonhalle an der Schadowstraße wurde 1874 eine „Aktiengesellschaft Zoologischer Garten“ auf der Generalversammlung des Vereins gegründet. Sie fungierte auch als Trägerin des Zoo-Projekts. Mit einem Bestand von rund 200 Tieren, einem großen Gartenrestaurant, einer künstlichen Burgruine und einem kleinen See mit Wasser aus der Düssel eröffnete der Düsseldorfer Zoologische Garten am 31. Mai 1876. Der Haupteingang befand sich genau am heutigen Brehmplatz. Rund ein Jahr später, 1877, bekam der „Tiergarten“ dann auch schon eine Gleisverbindung zur Pferdebahn, die bis zum Burgplatz führte.

Das heutige Zooparkgelände zwischen Brehmstraße, Grunerstraße, Mathildenstraße, Faunastraße und Graf-Recke-Straße entspricht in den Ausmaßen etwa dem damaligen Zoogelände. Direkt am Zoogelände fand 1880 eine „Gewerbe- und Kunstausstellung“ statt, zu der etwa eine Million Besucher und der Kaiser Wilhelm I. aus Berlin kamen. Rund um den Zoo entwickelte sich ein bevorzugtes Wohnviertel mit weiteren Grünanlagen und Plätzen.

Der Zoo wäre fast pleite gegangen, die Stadt Düsseldorf kaufte ihn deshalb 1905 und wurde dabei von der Scheidt-Keim-Stiftung mit einer riesigen Geldsumme in Höhe von 500.000 Goldmark unterstützt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Zoo vollständig zerstört. Ende der 1940er-Jahre eröffnete in der Nähe ein Bunker als „Zoo-Bunker“ (Löbbecke-Museum) mit einem Aquarium darin. Dieser Bunker wurde immer attraktiver und 1977 beschloss der Stadtrat, im Nordpark einen Aquariumsbau zu errichten. Das neue Haus eröffnete im Juli 1987 – nach einem Jahr wurden schon eine Million Besucher gezählt.

Postkarte des alten Zoos 1909 (Archiv T. Bernhardt)

Namensgeber Alfred Brehm

Alfred Brehm wurde 1829 in (Unter-)Renthendorf in Thüringen geboren. Nach Maurerlehre und begonnenem Architekturstudium begleitete er den Baron von Müller auf einer fünfjährigen Afrika-Expedition. Trotz erheblicher Schwierigkeiten war die Expedition erfolgreich, Brehm erhielt Auszeichnungen und studierte von 1853 bis 1855 Naturwissenschaften in Jena. Etwa zwei Jahre war er auf einer Forschungsreise in Spanien, 1858 zog er nach Leipzig, wo er als Hauslehrer arbeitete und Artikel für die Zeitschrift „Die Gartenlaube“ verfasste. Diese berichteten zum Beispiel von seinen Expeditionen nach Norwegen und Lappland 1860, die der Verleger der Zeitschrift finanzierte. 1862 begleitete er Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha auf einer Reise nach Abessinien, wo er viele Erkenntnisse über das Großwild sammelte. Von 1863 bis 1866 war er erster Zoodirektor in Hamburg und von 1869 bis 1878 leitete er in Berlin das Berliner Aquarium. Immer wieder unternahm er zahlreiche Reisen im In- und Ausland, um Vorträge zu halten, Tierwelten zu beobachten oder um zu jagen. Nach einigen familiären Rückschlägen und Malaria-Erkrankungen versuchte Brehm 1884 in Renthendorf zur Ruhe zu kommen. Dort verstarb er am 11. November des gleichen Jahres.

Viele Düsseldorferinnen und Düsseldorfer sprechen heute noch vom Zoo-Viertel, wenn sie die Umgebung des ehemaligen Zooparks meinen, der Stadtteil heißt aber eigentlich Düsseltal. Neben dem ehemaligen Zoologischen Garten ist natürlich das nicht weit entfernte Eisstadion an der Brehmstraße, die legendäre Spielstätte der DEG-Eishockeyspieler, deutschlandweit bekannt. Dieses Stadion und der Verein Düsseldorfer Eislaufgemeinschaft wurden 1935 aus der Taufe gehoben. Das Eisstadion – damals ohne Dach – fasste etwa 8.000 Eishockey-Fans. 1967 gewann die DEG zum ersten Mal die Deutsche Eishockey-Meisterschaft, weitere Titel folgten und der Verein wurde zum Publikumsmagneten. Die DEG-Profis, die in der „DEL“ spielen, stehen heute im „PSD BANK DOME“ in Unterrath auf dem Eis, aber der DEG-Nachwuchs und die anderen DEG-Teams trainieren noch immer an der Brehmstraße.

Das alte Eisstadium an der Brehmstraße um 1970 (Stadtarchiv Düsseldorf)