Der unterirdische ADAC der Rheinbahn
So bezeichnet Willi Koch sich und seine Kollegen von „Berta 12“. Vielleicht hat der ein oder andere Fahrgast einen Mitarbeiter des Teams schon mal gesehen – zum Beispiel, wenn es an einer U-Bahn im Tunnel eine Störung gibt. Was genau sich hinter diesem Job mit der seltsamen Bezeichnung verbirgt, das hat Willi Koch uns mal etwas genauer erklärt:
„Unser Einsatzgebiet ist hauptsächlich in den beiden U-Bahntunneln – also im alten Bestandstunnel und im neuen Wehrhahntunnel“ erklärt Koch. „Hier unterstützen wir, wenn es an den Fahrzeugen zu Störungen kommt. Oberirdisch macht das ja unser Verkehrsdienst auf den Funkwagen, aber sobald es in den Tunnel geht, übernehmen wir. Wir sind quasi der unterirdische ADAC der Rheinbahn“, lacht er. Die Mitarbeiter von Berta 12 sind also auf unsere U-Bahnen B80, GT8SU und NF8U spezialisiert. Auch an die Wagen der DVG (Duisburger Verkehrsgesellschaft) dürfen sie bei Störungen. „Gerade auf den Tunnelstrecken ist es wichtig, dass wir die Bahnen so schnell wie möglich wieder ans Fahren kriegen, damit sie die Linienwege nicht blockieren und möglichst keine Verspätungen oder Ausfälle entstehen“, so Koch.
Zusammenarbeit mit Leitstelle und Verkehrsdienst
Meldet sich ein Fahrer bei der Leitstelle mit einem Problem an seinem Fahrzeug im Tunnelbereich, dann ruft die Leitstelle Berta 12 zu Hilfe. Entweder bringt ein Funkwagen den Berta 12-Mitarbeiter dann schnell zur Einsatzstelle, oder die Leitstelle schickt den Fahrer mit seinem defekten Fahrzeug in eine der Kehranlagen im Tunnelbereich. Solche Kehranlagen gibt es zum Beispiel am Hauptbahnhof und an der Heinrich-Heine-Allee. Hier kann der Mitarbeiter von Berta 12 dann untersuchen, was die Ursache dafür sein könnte, dass der Fahrer eine Fehlermeldung angezeigt oder im Tunnel kein Signal bekommt – ohne dass die gestörte Bahn die Strecke blockiert.
Kursausfälle zu verhindern, ist das Haupanliegen des Berta 12-Dienstes: „Wenn für jede Türstörung, jede Verunreinigung, jede Fehlermeldung die Bahn in die Werkstatt einrücken müsste, würden unsere Fahrgäste viel Zeit mit Warten verbringen. Das wollen wir nicht, daher versuchen wir, alles direkt auf der Strecke oder in der Kehranlage zu beseitigen, so dass die Fahrer wieder einsetzen können und die Ausfälle nicht so gravierend sind.“
Zu den klassischen Störungen, die Berta 12 bearbeitet, gehören Probleme mit den Federspeicherbremsen, Türstörungen oder, dass der Fahrer kein Abfahrtssignal angezeigt bekommt – „das kann dann alles bedeuten“, so Koch. „Der Fahrer muss dann den Zug entleeren und in die Kehranlage fahren, damit wir uns auf Fehlersuche begeben können.“ Wenn ein Fahrzeugausfall durch Putzen verhindert werden kann, dann greifen die Kollegen von Berta 12 auch selbst zum Reinigungszeug und beseitigen Verunreinigungen – alles zum Wohlergehen unserer Fahrgäste.
In der Kehranlage gibt es keine Nachtruhe
In Absprache mit unserer Leitstelle koordiniert Berta 12 außerdem jede Nacht, welche Bahnen wie in der Kehranlage abgestellt werden – denn nicht alle Bahnen fahren in die Betriebshöfe rein. „Wir überprüfen nachts die abgestellten Bahnen auf Mängel oder Verunreinigungen, die der Fahrer vielleicht nicht bemerkt hat und beheben diese, so dass die Bahnen fit sind, wenn der nächste Fahrer morgens mit ihnen auf die Strecke geht“, beschreibt Koch die Arbeit, die das Team jede Nacht an den Bahnen in den Kehranlagen an der Heinrich-Heine-Allee und am Hauptbahnhof macht.
In der Kehranlage können die Mitarbeiter des Teams die Bahnen auch anders zusammenkuppeln, wenn zum Beispiel am nächsten Tag eine Messe oder eine Großveranstaltung auf dem Programm steht und Drei-Wagen-Züge gebraucht werden. Bei solchen wichtigen Events sind die Berta 12-Dienste auch oft doppelt besetzt, damit sie Fahrzeugstörungen noch schneller beheben können. Bei Fußballspielen zum Beispiel unterstützt ein zusätzlicher Mitarbeiter auf der Nordstrecke, um bei Störungen noch schneller am betroffenen Fahrzeug zu sein und somit einen Stau im Tunnel nach Möglichkeiten zu vermeiden. „Oft werden während der Fahrt Türen aufgerissen, dann muss die Bahn aus Sicherheitsgründen stehen bleiben. Bei einer engen Taktung laufen so schnell die nächsten Bahnen mit energiegeladenen Fans auf, dann eskaliert es schnell – je nachdem wie die Stimmung ist. Je eher wir die Bahn wieder ans Fahren kriegen, desto friedlicher bleiben die Fahrgäste“ resümiert Koch diese besonderen Einsätze.
Doch auch technische Sonderaufgaben wie die sogenannten „Materialfahrten“ übernehmen die Mitarbeiter des Teams Berta 12: Wenn nachts im Tunnel keine planmäßigen Bahnen mehr fahren, dann transportieren sie Rolltreppen oder andere Dinge zu Baustellen im Tunnel oder überführen Fahrzeuge von einem Betriebshof zum anderen.
Berta für Bahn und Otto für Omnibus
Angefangen hat alles mit der Eröffnung des U-Bahntunnels 1988. Für diesen neuen Tunnel und unsere Züge darin wurde der Nachtdienst „Berta“ eingerichtet, der für die Aufstellung der Züge, die Überwachung der Reinigung, die Bewachung der Züge vor Verunreinigung und Graffiti sowie für kleinere Reparaturarbeiten verantwortlich war. Der Funkruf „Berta“ wurde gewählt, um die Zuständigkeit der Truppe für unsere Bahnen deutlich zu machen – und im deutschen Buchstabieralphabet steht Berta für B. Analog dazu haben wir auch Dienste für den Funkruf „Otto“ – hier steht das O für Omnibus.
Im Jahr 2000 wurde der Berta-Dienst auf rund um die Uhr erweitert. Die aktuell acht Kollegen des Teams teilen sich den Dienst in drei Schichten. „Hat einer von uns keinen Berta-Dienst, dann machen wir andere Jobs, also zum Beispiel im Fahrdienst. Ich arbeite als Ausbilder in der Fahrschule oder wo immer wir gebraucht werden“, erzählt Willi Koch, der von Anfang an – also seit fast 30 Jahren! – Teil des Teams ist und die anderen Kollegen alle für diesen Dienst geschult hat. Abschließend erzählt er, dass es sogar Fahrgäste gibt, die ihn kennen, denn Pendler, die viel mit unseren U-Bahnen unterwegs sind, die haben ihn schon öfter gesehen wenn es Störungen gibt. Koch lacht: „Dann sagen sie: Ach, da ist wieder der, dann geht’s hier gleich weiter!“
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