Auf Wanderschuhen durchs Rheinbahnland
Wandern war der Inbegriff deutschen Spießertums. Kniebundhose, Karo-Hemd und ein fröhliches Lied auf den Lippen. Dann latschte Hape Kerkeling auf dem Jakobsweg. Und plötzlich ist wandern cool. Warum wandern wir? Es geht alleine und in der Gruppe. Es geht weit weg und (fast) vor der Haustür. Es ist furchtbar gesund für Herz und Kreislauf. Und es bringt uns zurück in die Natur. Oder zumindest in das, was wir von ihr übrig gelassen haben.
Stress? Gibt’s hier draußen nicht. Zumindest nicht, wenn man nicht gleich beim ersten Mal Rekorde brechen will. Wetter? Dafür gibt’s Funktionskleidung. Essen und Trinken? Die Butterbrotdose ist unser bester Freund. Bei Kälte hilft die Thermoskanne, ansonsten die Wasserflasche. Und für die Gruppenmoral kann auch ein ganz kleiner Manöverschluck aus dem Flachmann hilfreich sein. Na, vielleicht nicht im Hochsommer.
Wo wandern wir?
Natürlich können Sie zum Trekking nach Kamtschatka reisen. Aber Sie können auch einfach am nächsten Wochenende vor der eigenen Haustür beginnen. Das hat zwei Vorteile: Wenn Sie keinen Spaß an dieser Art der Freizeitgestaltung haben, können Sie sich die teure Reise in den hinteren Winkel Russlands sparen. Und Sie müssen nicht bis zum Urlaub warten. Sie können schon nächsten Samstag losmarschieren. Beispielsweise im Rotthäuser Bachtal in Gerresheim oder in der Urdenbacher Kämpe.
Technik, die Sie nicht brauchen
Der moderne Wanderer rüstet sich gerne mit GPS (Global Positioning System). Wer es gern verspielt hat, versucht sich beim Geocaching – eine Art moderner Schnitzeljagd. Ersteres ist wieder sehr fein für Kamtschatka. Und Geocaching machen wir ein anderes Mal. Wir empfehlen Ihnen etwas viel Abenteurlicheres: Machen Sie Augen und Ohren auf. Klar, Sie werden keine Bären sehen. Dafür müssen Sie nun wirklich nach Kamtschatka. Aber dafür werden Sie Rotkehlchen, Spechte, Bussarde und Distelfinken sehen. Bremsen und Mücken werden Sie möglicherweise stechen. Sie werden Waldboden, Pilze und Blumen riechen. Um es kurz zu machen: Sie werden draußen sein. Und das ist – seien wir mal ganz ehrlich – für die meisten von Ihnen schon ein ganz großes Abenteuer.
An- und Abreise:
Ein Grundproblem bei Wanderungen ist nicht: Wie komme ich von A nach B. Sondern: Wie komme ich nach A, um von dort nach B zu marschieren. Und wie komme ich von B wieder nach Hause? Sehr hilfreich ist da die Fahrplanauskunft der Rheinbahn. Sie können natürlich auch das Handy mitnehmen und am Ende der Wanderung zu Hause anrufen: „Schatz, hol’ mich da und da ab…“ Das belastet natürlich auf Dauer eine Beziehung… Also, lieber öffentliche Verkehrsmittel.
Vom Rotthäuser Bachtal zur Düssel und zurück
Unsere erste Tour führt uns durch verschiedene Bachtäler. Wir starten an der Haltestelle „Morper Straße“ in Gerresheim. Von dort geht’s auf der Morper Straße in Richtung Neandertal zu Fuß. Kurz vor der Unterführung biegt links eine kleine Straße ab, ein Schild weist auf die Naturfreunde hin. Wir biegen ab und gehen am Naturfreunde-Haus vorbei geradeaus. Unser Weg führt uns zunächst parallel zur Bahnlinie am Waldrand entlang. Kurz vor der nächsten Unterführung biegen wir links ab ins Rotthäuser Bachtal. Hier folgen wir dem Weg, der vor dem Hof Papendelle einen scharfen Rechtsknick macht. Am Fischteich vorbei geht es hier nun ein kurzes Stück bergauf in den Wald hinein. Am Kaisershaus überqueren wir die Erkrather Landstraße, um gleich gegenüber dem Weg bergab zu folgen. Langsam führt uns der Weg ins Tal des Hubbelrather Bachs. Aufgepasst! Hier ist es so gut wie immer ziemlich matschig. Feste Schuhe machen allein deswegen Sinn.
Wir folgen dem Pfad und kommen schon bald auf eine kleine Straße. Rechter Hand liegt ein großer Bauernhof mit Pferdekoppel. Wir gegen weiter bis zur nächsten Weggabelung und halten uns dann links in Richtung Stinder Mühle. An Fischteichen hinter (im Sommer) dichten Buchenhecken vorbei unterqueren wir die Autobahn durch einen Tunnel. Dann führt uns der Weg durch das liebliche Stinderbachtal zur Mühle. Hier gönnen wir uns eine Pause. Wer am Wochenende hier wandert, kann in der Mühle einkehren und sogar eine Partie Minigolf spielen. Wochentags ist die Mühle geschlossen. Eine kleine Stärkung sollte man sich also einpacken.
Nach der Pause nehmen wir den Weg am Parkplatz vorbei bergauf. An der nächsten Kreuzung – bei gutem Wetter kann man hier oben sogar den Rheinturm sehen – gehen wir weiter geradeaus und kommen schließlich auf die Metzkausener Straße, der wir rechts folgen bis wir an der Mettmanner Straße auskommen. Hier müssen wir nun der Hauptstraße ein Stück nach links folgen. Es geht vorbei am Café Schräglage bis zur Firma Davis Standard (ER-WE-PA). Hier gehen wir links am Gebäude über den Parkplatz. Hinter dem Firmengelände führt der Wanderweg an der Düssel entlang, auf dem wir nun rechts gehen. Zunächst geht es ein Stück bergauf, dann führt der Weg aber hinunter zum Ufer der Düssel, an dem entlang wir bis nach Erkrath laufen. Dazu folgen wir der Straße, die nach links abbiegend in den Ort hinein führt.
Wer genug hat, kann vom Erkrather Bahnhof (einfach geradeaus durch die Fußgängerzone) mit Bus und S-Bahn zurück nach Düsseldorf fahren. Wer gerne noch weiter laufen möchte, biegt in der Fußgängerzone (an den Treppen) ab in die Bavierstraße und hält sich dann links in Richtung Bismarckstraße. Von dort geht’s weiter durch die Freiheitstraße und schließlich wieder rechts auf den Fußweg zur Düssel. Wer mag, läuft nun den Schildern folgend in Richtung Vennhausen und kommt schließlich zur Haltestelle „Knuppertsbrück“. Alternativ können Sie hinter den Sportplätzen rechts über den Gödinghovenweg zur Düsseldorfer Straße gehen. Dort überqueren Sie die Hauptstraße, folgen dem Weg am Gut vorbei, gehen links durch die Unterführung und kommen schließlich an jener Weggabelung aus, wo wir zu Beginn ins Rotthäuser Bachtal abgebogen sind. Gehen Sie parallel zur Bahnstrecke und Sie gelangen wieder zum Naturfreunde-Haus und links daran vorbei zuletzt wieder auf die Morper Straße.
• Gehzeit: etwa drei Stunden
• Schwierigkeitsgrad: einfach
• Einkehrmöglichkeiten: Kaisershaus und Stindermühle (nur am Wochenende), Cafés und Restaurants in Erkrath
Mich wundert es, dass es im Raum Düsseldorf noch echte Natur gibt. Also mehr als nur ein Park den man in spätestens 5 Minuten durchlaufen hat.
Wer mehr auf hohe Berge Lust hat, aber das trotzdem noch im VRR und auch gar nicht so weit weg von Düsseldorf fahren möchte, dem empfehle ich Solingen-Burg mit der super Wandergegend drum herum. Für Leute mit Fahrkarte bietet sich auch die Gelegenheit oben auszusteigen und nach einem Gang bergab unten einzusteigen, wenn man es mit dem bergauf laufen nicht so hat.
Gute Haltestellen um mit dem Wandern zu beginnen:
Mit der Bahn: S1 bis Solingen Hbf, am selben Bahnsteig gegenüber in die S7 (Solinger Dieselbahn) bis zur Haltestelle „Schaberg“. (Das ist da, wo sich werktags Fuchs und Hase gute Nacht sagen und Sam- Sonn- und Feiertags alles zugeparkt ist.) Dann auf der Seite des Bahnhofsgebäudes weiter neben der Strecke her laufen, und als Kind die lange Rutsche runter. Hier wahlweise bergab und unten mit dem 687 (Dieselbus) berghoch oder rechts halten an der Wupper entlang nach Burg.
Alternativ mit dem 784 z. B. von Benrath über Hilden und Haan nach (H) „Vohwinkel, Schwebebahn“ und dort in den O-Bus 683 bis „Burg, Seilbahn“ oder schon vorher z. B. bis zu den (H)’s Wieden, oder Birken, oder Stadtwald und an den Waldwegen die von der Straße abzweigen den Berg runter. Unten kann man dann immer mit dem 683 wieder bergauf und zurück bis nach Wuppertal oder zwischendurch bei „Bahnhof Mitte“ in die Dieselbahn umsteigen. Ab hier kann man am Hinweg auch mit dem 681 nach Hästen fahren und dort immer bergab, unten über die Wupper und dann eine Runde um die Sengbachtalsperre rum. Eine Querverbindung führt auch nach Burg. Den O-Bus 681 kann man am Solinger Hbf auch mit den Dieselbuslinien 782, 783, 791 und 792 aus dem Hoheitsgebiet der Rheinbahn erreichen.