125 Jahre Rheinbahn: Startschuss für eine „bewegte“ Geschichte

Die Rheinbahn feiert 2021 Jubiläum: Seit 125 Jahren ist sie ein wichtiger Motor für Düsseldorf und die Region und prägt deren Geschichte entscheidend mit. Grund genug, um im Laufe des Jahres immer wieder einen Blick auf unsere Historie zu werfen. Alle Beiträge dazu findet Ihr hier.

Der Düsseldorfer Notar Gerhard Nießen erwartet am 25. März 1896 im Reichsbankgebäude in der Alleestraße 8/9 (heute: Heinrich-Heine-Allee) Besuch, der Düsseldorfs Entwicklung nachhaltig beeinflussen wird. Fünf Investoren haben sich angemeldet, um den vorbereiteten Gründungsvertrag der „Rheinischen Bahn-Gesellschaft“ zu unterzeichnen.

Die Industriellen Heinrich Lueg, Franz Haniel jun., August Bagel und Friedrich Vohwinkel sind erfolgreiche Unternehmer und wollen die wirtschaftliche Entwicklung Düsseldorfs und der umliegenden Region nun auch auf dem linken Rheinufer vorantreiben. Die neu zu gründende Gesellschaft, in die sie investieren, soll dabei eine führende Rolle übernehmen. Carl Dobbelstein, der fünfte Teilhaber, der einen kleineren Aktienanteil besitzt, wird mithelfen. Unterstützung erhielten die Investoren außerdem durch die auf beiden Rheinseiten politisch Verantwortlichen: dem Beigeordneten (und späteren Oberbürgermeister Düsseldorfs) Wilhelm Marx und dem Heerdter Bürgermeister Nikolaus Knopp.

Heinrich Lueg

Franz Haniel jun.

August Bagel

Vohwinkel

Friedrich Vohwinkel

Die Unterzeichner des Vertrags verbinden große Hoffnungen mit einer Entwicklung der Heerdter Rheinseite und dem damit zu erwartenden wirtschaftlichen Erfolg. In welchem bedeutenden Maß die Rheinische Bahngesellschaft die Stadtentwicklung durch ihre Geschäfte beeinflussen wird, dürfte ihnen aber erst im Laufe der Jahre bewusst geworden sein. Kein Düsseldorfer Unternehmen hat im Folgenden eine so „bewegte“ Stadtgeschichte geschrieben und die Stadtentwicklung so aktiv gestaltet.

Ausschließlich mit privatem Kapital soll die Erschließung linksrheinischer Gebiete und die Erstellung einer Verkehrsinfrastruktur finanziert werden. Das Konzept besteht aus drei Teilen: 6.000.000 Mark als Aktienkapital, einem Darlehen in Höhe von 6.000.000 Mark und der Zusage 1.300 Morgen (1 Morgen = 2.500 m²) Land in der Gemeinde Heerdt zu einem günstigen Preis zu bekommen.

Moderne Verkehrsinfrastruktur
Die Idee klingt einfach: Das noch weitgehend landwirtschaftlich genutzte Land der linksrheinischen Landgemeinde Heerdt kauft die Rheinbahn auf, erschließt es durch eine moderne Verkehrsinfrastruktur und verbindet es mit dem Wirtschaftszentrum Düsseldorf. Aufgrund der erhofften Wertsteigerung soll das Land mit Gewinn vor allem an Industrielle, Gewerbetreibende und Wohnungsbauunternehmen verkauft werden.

So sind im Gründungsvertrag alle hierzu erforderlichen Geschäftstätigkeiten aufgeführt. Tätigkeiten, die weit über die eines gewöhnlichen Verkehrsbetriebs hinausgehen:

  • Personen- und Güterverkehr zwischen Düsseldorf, Krefeld und den angrenzenden linksrheinischen Gebieten
  • Bau der Oberkasseler Brücke, der ersten „stehenden Brücke“ für den Straßenverkehr in der Region Düsseldorf
  • Landerschließung im Linksrheinischen, Förderung des Baus von Wohnungen und Straßen
  • Elektrizitätsversorgung

Noch liegen nicht alle Genehmigungen und Konzessionen für den Bau der Brücke und der Schnellbahn vor. Die Besorgnis der Gesellschafter ist daher groß, dass diese die geplanten Baumaßnahmen verzögern und die Kapitalausstattung der Gesellschaft angreifen.

Welche Bedingungen die Rheinbahn für die Genehmigungen erfüllen musste und welche Geschwindigkeit die erste elektrische Schnellbahn Europas hatte, erfahrt Ihr in zwei Wochen hier im Blog.

Informationen zum Autor:

Hans Männel arbeitet in der Unternehmenskommunikation der Rheinbahn. Sein besonderes Interesse gilt der Geschichte der Nahverkehrs in der Region. Er ist Vorsitzender der „Linie D – Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf“. Die Mitglieder des Vereins haben das Ziel die Düsseldorfer Verkehrsgeschichte – in enger Zusammenarbeit mit der Rheinbahn – „erfahrbar“ zu erhalten.