Rheinbahn und die GeSoLei

Die Rheinbahn feiert 2021 Jubiläum: Seit 125 Jahren ist sie ein wichtiger Motor für Düsseldorf und die Region und prägt deren Geschichte entscheidend mit. Grund genug, um im Laufe des Jahres immer wieder einen Blick auf unsere Historie zu werfen. Alle Beiträge dazu findet Ihr hier.
Im letzten Beitrag ging es um die Innovationen in den „Goldenen Zwanzigern“.

1925 endet die französische Besatzung im Rhein-Ruhr-Raum. Über vier Jahre war die wirtschaftliche Entwicklung im Besatzungsgebiet gegenüber der im übrigen Deutschen Reich im Rückstand. So sammeln sich im Herbst 1924 um den Düsseldorfer Oberbürgermeister Robert Lehr zahlreiche Industrielle – darunter befindet sich auch Rheinbahn-Direktor Max Schwab – um die „Große Ausstellung Düsseldorf 1926 für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen“ (GeSoLei) zu initiieren. Diese Ausstellung soll die Leistungsfähigkeit der rheinischen Industrie innerhalb des Deutschen Reichs und im Ausland demonstrieren.
Der Architekt Wilhelm Kreis (er war auch verantwortlich für das Wilhelm-Marx-Haus, damals das größte Bürohochhaus in Deutschland) wird beauftragt nördlich der Oberkasseler Brücke das Ausstellungsgelände zu errichten. Seine Planungen verändern das Bild des Düsseldorfer Rheinufers: der Ehrenhof, die Rheinterrasse und die Rheinhalle (heute: Tonhalle) entstehen.
Vom 8. Mai bis 15. Oktober 1926 besuchen rund 7,5 Millionen Besucher die GeSoLei, drei Millionen davon waren. Gäste aus dem Ausland. Sie ist die größte Ausstellung in der Zeit der Weimarer Republik.

Liliputbahn

Die Rheinische Bahngesellschaft ist nicht nur für die An- und Abreise von etwa fünf Millionen Besuchern zuständig, sie macht auch in einem Ausstellungspavillon Werbung für den modernen öffentlichen Nahverkehr und technische Innovationen. Mit der Liliputbahn erkunden zudem 1,4 Millionen Fahrgäste das ausgedehnte Ausstellungsgelände am Rheinufer und sechs neue Verkehrsboote fahren vom Ausstellungsgelände zum Rathausufer oder nach Kaiserswerth.

Robert-Lehr-Ufer

Die hohe Zahl an Besuchern zieht zahlreiche Verkehrsprojekte und die Modernisierung der Verkehrsmittel mit sich:
Am 11. März 1925 ist Baubeginn für eine Erweiterung der Oberkasseler Brücke. Das Gesamtbild der Brücke soll weitgehend erhalten werden. Die wilhelminischen Portalbauten, die ein Nadelöhr bilden und der stolze Bergische Löwe auf dem Strompfeiler entfallen jedoch. Die Bahntrassen (und die Fußwege) werden außerhalb der Brückenbögen verlegt. Am 20. April 1926 können die Düsseldorfer erstmals auf der neuen verbreiterten Brücke den Rhein überqueren.

erweiterte Oberkasseler Brücke

Schnell nach Duisburg
Seit 1899 fuhr die Düsseldorf-Duisburger-Kleinbahn, ein Gemeinschaftsunternehmen der Städte Düsseldorf und Duisburg zwischen der Nordstraße über Kaiserswerth nach Duisburg. Sie ist auf der Landstraße trassiert und steht in dem Ruf unpünktlich und unzuverlässig zu sein. Die Überlegung die Kleinbahn auf eigenem Bahnkörper umzubauen, sind jedoch schwierig, da die geplante Strecke im Düsseldorfer Norden durch bebautes Gebiet führt. 1924 beginnen die Bauarbeiten im Rahmen einer staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nach schwierigen Verhandlungen und Enteignungen.
Eine Woche vor der Eröffnung der GeSoLei hat das Bummeln über die Dörfer ein Ende: Die neue Schnellbahn zwischen Düsseldorf und Duisburg mit der nun weitgehend vom Individualverkehr unabhängigen Strecke bietet modernen Komfort für die Fahrgäste. Die neuen Fahrzeuge benötigen für die in Düsseldorf am Graf-Adolf-Platz endende Strecke nur noch rund eine Stunde. Zuvor haben sie von der Nordstraße rund 20 Minuten länger gebraucht.

Eröffnung Linie D

Im nächsten Beitrag geht es um das Ende der Zwanziger Jahre und die Gründung der Lufthansa.

Informationen zum Autor:

Hans Männel arbeitet in der Unternehmenskommunikation der Rheinbahn. Sein besonderes Interesse gilt der Geschichte des Nahverkehrs in der Region. Er ist Vorsitzender der „Linie D – Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf“. Die Mitglieder des Vereins haben das Ziel die Düsseldorfer Verkehrsgeschichte – in enger Zusammenarbeit mit der Rheinbahn – „erfahrbar“ zu erhalten.