Der Prototyp ist da!

Endlich ist die erste unserer neu bestellten HF6-Bahnen da. Auf einem Tieflader wurde sie aus dem Werk von Bombardier im ostsächsischen Bautzen zu uns nach Düsseldorf gefahren. Doch in den Linienbetrieb geht die Bahn so schnell nicht. Denn bei diesem Fahrzeug handelt es sich um ein reines Testfahrzeug, das noch nicht dem Serienstand entspricht und nach den Versuchs- und Testfahrten bei uns nochmal zurück ins Bombardier-Werk muss.

Die außen liegenden Verkabelungen zeigen es: Der Prototyp muss eine ganze Reihe an Tests durchlaufen. Nicht nur prüfen wir ihn auf seine Betriebsfähigkeit, auch für die Zulassung wird er ganz genau getestet. Denn der ganze Prozess muss am Ende mit einer erfolgreichen Zulassung des Fahrzeuges durch die Technische Aufsichtsbehörde (TAB) abgeschlossen werden, damit wir entsprechend mit den dann schon auf Serienstand gebrachten weiteren Fahrzeugen, nach einigen kleineren Überprüfungen, in den Fahrgastbetrieb gehen können.

Auf Herz und Nieren testen

Die Testfahrten führen den Prototyp zunächst über unseren Betriebshof, danach weiter durch unser gesamtes Stadtbahnnetz und durch den Tunnel. Die Experten von Rheinbahn, Bombardier, der Aufsichtsbehörde sowie verschiedene Gutachter überprüfen hierbei das Fahrzeug ganz genau: Es werden zum Beispiel bei zahlreichen Versuchen die Bremsen getestet, und zwar bei Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h und mit dem simulierten Gewicht von Fahrgästen. Auf dem Fahrzeug sind Dehnungsmesstreifen und Beschleunigungssensoren aufgeklebt, sichtbar durch die außenliegenden Kabelstränge. Damit wird die Festigkeit in verschiedenen Beladungszuständen auf unseren Strecken überprüft und die Theorie mit der Praxis abgeglichen. Außerdem wird die funktionale Sicherheit des Fahrzeuges getestet, damit es auch immer das macht, was es machen soll. Unter anderem werden hierbei die Funktionen der Türen oder die Ansteuerung der Bremsen überprüft. Natürlich stehen in diesem Testprogramm auch Akustikmessungen an.

Sicherheit geht vor

Im Wesentlichen dienen die Versuche letztendlich der sicheren und komfortablen Beförderung von Fahrgästen in den neuen HF6-Bahnen. Wenn die Fahrzeuge von der Technischen Aufsichtsbehörde zugelassen sind, können unsere Kunden mit einem guten und sicheren Gefühl in diese modernen Bahnen einsteigen und ihre Fahrten durch das Rheinbahnnetz genießen!

Bei Bombardier wurden natürlich auch schon sehr viel ausprobiert – aber Bremstests können auf der dortigen Teststrecke nur bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h gemacht werden. Ebenso wurden in Bautzen grundlegende Sicherheitstests gemacht, damit die oben beschriebenen Versuche in Düsseldorf auch entsprechend sicher durchgeführt werden können.

Wie geht es weiter?

Während der Prototyp bei uns zum Test ist, fließen bei Bombardier in der weiteren Produktion der Bahnen schon Erkenntnisse aus den letzten Tests im Klima-Wind-Kanal* sowie die Erkenntnisse aus den Versuchen des Testfahrzeuges hier in Düsseldorf ein. In den regulären Betrieb können die HF6-Bahnen erst gehen, wenn wir unser Zugsicherungssystem von linearer (LZB) auf punktförmige Zugbeeinflussung (PZB) umgestellt haben, da die neuen Fahrzeuge technisch nur noch für das Fahren mit PZB ausgestattet sind.

* Ein Klima-Wind-Kanal bietet die Möglichkeit, Wettereinflüsse wie Schnee, Hitze oder starken Wind, auf Fahrzeuge unter realistischen Betriebsbedingungen zu untersuchen.

Informationen zum Autor:

Das ist ein Gastbeitrag von Dipl.-Ing. Stephan Krümmel. Er ist seit 2008 bei der Rheinbahn und als Projektleiter für die HF6-Bahnen verantwortlich.