Verbotene Linksabbieger verursachen die meisten Bahnunfälle

„Straßenbahn rammt Auto“, „Stadtbahn mit Pkw zusammengekracht“ – solche Überschriften lesen Sie leider regelmäßig in den Düsseldorfer Zeitungen oder im Netz. Meistens sieht es dann so aus, als wären die „bösen“ Straßen- und Stadtbahnen der Rheinbahn schuld an diesen Unfällen. Und überhaupt: Bei manchen von Ihnen muss beim Blick in die Zeitungen der Eindruck entstehen, dass unsere Bahnen „Monster“ sind, die unsere Straßen unsicher machen. Dass dieser Eindruck überhaupt entsteht, ärgert mich.
Ich habe selbst einen „Straßenbahn-Führerschein“ bei der Rheinbahn und kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass meistens nicht unsere Bahnen die Unfälle verursachen, sondern unaufmerksame Autofahrer. Wenn Sie die Unfallberichte mal durchblättern könnten, würden Sie schnell große Augen machen, denn als Unfallursache steht dort erschreckend oft: Verbotswidriges Linksabbiegen!

Verbotenes Linksabbiegen ist Problem für alle
Das bedeutet, dass Autofahrer einfach verbotenerweise links abbiegen und dabei auf unsere Gleise fahren, ohne darauf zu achten, ob von hinten eine Bahn angerollt kommt. Schauen wir uns die Zahlen dazu mal genauer an: Im vergangenen Jahr hat es in Düsseldorf laut Verkehrsbericht der Polizei rund 30.000 Verkehrsunfälle gegeben. Bei nur 136 davon war eine unserer Bahnen beteiligt. Der „Trend“ der vergangenen Jahre zeigt eindeutig: Weit mehr als die Hälfte solcher Bahn-Unfälle sind passiert, weil Autofahrer verbotenerweise links abgebogen sind. Für unsere Fahrgäste bedeutet das Ausfälle, Verspätungen und Ärger, weil sich Autofahrer nicht an die Regeln gehalten haben.

Gefahrenbremsung verhindert viele Unfälle
Für die Autos bedeutet die Bekanntschaft mit einer unserer Bahnen dagegen meistens: Totalschaden! Kein Wunder – unsere Züge wiegen mehr als 40 Tonnen. Das ist ein Grund, warum Straßen- und Stadtbahnen im Gegensatz zum Auto einen dreimal so langen Bremsweg haben. Und damit ist auch klar, warum wir Unfälle mit verbotswidrigen Linksabbiegern trotz aller Vorsicht nicht immer verhindern können: Wenn sich ein Auto quasi „direkt vor die Bahn setzt“, dann haben wir Bahnfahrer kaum eine Chance, unsere Bahn noch rechtzeitig anzuhalten. Als „Notfallmaßnahme“ leiten wir bei verbotswidrigen Linksabbiegern die sogenannte Gefahrenbremsung ein. Dabei bremst der Motor der Bahn, mit der Schienenbremse „saugen“ sich Magnete an der Schiene fest und gleichzeitig streut die Bahn Sand vor die Räder, um ein Wegrutschen auf den Gleisen zu verhindern. So bekommen wir unseren Zug auf dem schnellsten Weg zum Stehen.

„Haltet Euch bitte an die Verkehrsregeln!“
Ich habe selbst in der vergangenen Woche erst eine heikle Situation auf der Grafenberger Allee erlebt: Ein Autofahrer ist ohne Ankündigung zum Wenden direkt zu mir auf das Gleis gezogen. Noch während ich die Gefahrenbremsung eingeleitet habe und das Auto in gefühlter Zeitlupe auf die andere Straßenseite gefahren ist, ist mir in den Kopf geschossen: „Jetzt ist es soweit, diesmal knallt es“. Aber es hat noch so gerade gepasst – eine Frage von wenigen Millimetern und Bruchteilen von Sekunden. Der Fall zeigt: Obwohl wir die brisanten Stellen kennen, an denen uns Linksabbieger verbotenerweise gerne mal in die Quere kommen und wir besonders aufmerksam sind, wenn beispielsweise ein Auswärtiger neben dem Gleis abrupt bremst, um möglicherweise abzubiegen – am Ende sind die verbotswidrigen Linksabbieger doch unberechenbar. Da nützen auch noch so viele Verbotsschilder, Poller und durchgezogene Linien nichts: Irgendwo finden sie immer eine Möglichkeit, um verbotenerweise links abzubiegen, über unsere Gleise. Deshalb möchte ich alle Autofahrer, die das hier lesen, ganz ausdrücklich bitten: Biegt nur dort ab, wo es erlaubt ist und habt die Bahn immer im Blick, zum Beispiel mit dem Spiegel oder dem Schulterblick – denn Straßenbahnen- und Stadtbahnen können nicht einfach ausweichen. Wir aufmerksamen Bahnfahrer können im Extremfall nur alles dafür tun, um Unfälle zu verhindern und unsere Fahrgäste sicher an ihr Ziel zu bringen. Und das tun wir, jeden Tag, versprochen!