Zurück zu neuem Glanz: Rundumerneuerung des Speisewagens 3101

Unsere Oldies sind sehr beliebt und erwecken Aufsehen, wenn sie draußen unterwegs sind. Doch was viele nicht wissen: Oft steckt in unseren Oldies sehr viel Liebe und Arbeit, bis man sie wieder „auf Strecke“ bewundern kann. Ein Beispiel ist das aktuelle Projekt des Vereins „Linie D“: Nach 18 Jahren holten die engagierten ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins unsere Bahn des Typs GT8SU aus Münster zurück. Doch warum war sie überhaupt in Münster? Die Stadt hat doch weder Gleise noch Straßenbahnen? Ganz einfach: Der Wagen mit der Nummer 3101 stand dort der Landesfeuerwehrschule NRW als Übungsobjekt zur Verfügung. Das sieht man ihm leider auch an, denn er stand die ganze Zeit über draußen auf dem Hof – auch bei Regen und Schnee.

Kein leichter Weg

Bis der Wagen mit der Nummer 3101 endlich wieder zurück nach Düsseldorf kam, war es ein langer Kampf. Seit 2013 wollte die „Linie D“ die Bahn zurückholen. Doch erst Anfang 2019 hat es dann endlich geklappt – mit der Hilfe der ÜSTRA. Denn die Kollegen der Verkehrsbetriebe aus Hannover musterten ihre Bahnen aus und so konnten sie der Feuerwehrschule eine Ersatzbahn zur Verfügung stellen.

3101
Der Hannoveraner
3101 und 3206

Doch die eigentliche Arbeit hat mit der Ankunft in Düsseldorf erst angefangen. Julian Zimmermann, Robin Bertram, Fabian Mundt, Phillip Breuer, Michael Habenicht und viele mehr arbeiten abends, am Wochenende und an Feiertagen mit viel Herzblut an ihrem neuen Projekt. Denn sie haben ein klares Ziel vor Augen: Bis zu unserem 125-jährigen Jubiläum soll die Bahn fertig sein und wieder selbstständig fahren können. Erfahrungen haben die Jungs schon viele gesammelt – mit unserem GT8SU mit der Wagennummer 3206. Dreieinhalb Jahre lang haben sie die Bahn mit viel Einsatz aufgearbeitet. Danach kämpften sie sich noch zweieinhalb Jahre durch den ganzen Papierkram und seit September 2019 darf der Wagen 3206 als Oldie eingesetzt werden. „Wir haben einiges gelernt durch den 3206. Von außen war er noch gut erhalten, die meiste Arbeit mussten wir damals in den Innenraum stecken. Der 3101 ist eine etwas andere Herausforderung. Hier ist der Innenraum wirklich sehr gut erhalten, doch außen gibt es viel zu tun“, erklärt Julian Zimmermann, der das Projekt leitet. Besonders der 750V Stromkreis des 3101, der zum Beispiel das Fahren, das Bremsen oder das Heizen ermöglicht, fordert die Gruppe heraus – der Stromkreis musste fast komplett neu gemacht werden.

Oldie-Flair soll erhalten bleiben

Das Wichtigste ist natürlich, alles was neu gemacht wird, so originalgetreu wie möglich zu gestalten. Dafür gibt es ein paar Ersatzteile eines alten GT8SU, der verschrottet wurde. Doch es gibt viel zu tun: Das Dach mussten sie neu aufbauen und verkabeln. Die Kabel haben sie dafür durch das Wageninnere in das Schaltwerk unter der Bahn geführt und beide Stromabnehmer ersetzt. Das oberste Ziel: Die Bahn soll fahren. Diesem Meilenstein sind sie auch schon einen großen Schritt näher gekommen. Gekoppelt an den 3206 kann der 3101 schon fahren. „Gezogen und geschoben werden kann er schon wieder. Der 3101 sagt dem 3206 was er tun muss und lässt sich dann ziehen oder schieben. Dafür ist es wichtig, dass die Kommunikation zwischen den beiden Bahnen funktioniert – und das klappt inzwischen schon sehr gut“, so Julian.

Julian Zimmermann auf dem Dach des 3101

Von der Rheinbahn werden die Jungs bei ihrem Projekt unterstützt. So dürfen sie die Zentralwerkstatt nutzen, um an der Bahn zu arbeiten. Das hat viele Vorteile, denn so können sie zeitgleich sowohl unten als auch oben an der Bahn arbeiten. Es gibt auch Arbeiten, die von Kollegen der Rheinbahn durchgeführt werden müssen. Am Dach beispielsweise müssen Schweißarbeiten gemacht werden, wofür eine spezielle Ausbildung gebraucht wird und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden müssen.

Bei ihrer Arbeit erleben die Jungs immer wieder die eine oder andere Herausforderung. So waren beispielsweise die Kabel des Umformers alle abgeschnitten und durch die ganzen Jahre draußen aufgequollen und damit unbrauchbar. Ausgetauscht werden mussten beide Haupt-Batteriekabel und die komplette Ladeanlage, die aus den 750V Fahrstrom die 24V Bordnetzanlage speist. Das kostet sehr viel Zeit und da müssen dann auch mal mehr Wochenenden nur für den einen Bereich aufgewendet werden. „Wenn nach den Arbeiten der Wagen aber dann wieder ein bisschen mehr ‚zum Leben erwacht‘, macht es auch Spaß“, erzählt Julian.

Die Geschichte des 3101

Früher war der 3101 als Speisewagen auf der Linie U79 unterwegs. Das Personal servierte den Fahrgästen darin Getränke und warme Speisen. Doch die Küche wurde schon Ende der 80er Jahre ausgebaut und die großzügigen Tische an den Sitzen entfernt, denn so hatten sechs Personen mehr Platz. Die Bahnen dieses Typs wurden aber 2000 beziehungsweise 2001 ausgemustert, weil die fehlende Tür im Mittelteil die Fahrgastwechselzeiten zu stark erhöhte. Im November 2000 wurde der Wagen 3101 dann direkt nach Münster abgegeben.

Wir freuen uns auf jeden Fall sehr darauf, den 3101 bald wieder auf unseren Gleisen begrüßen zu dürfen. Danke an die Jungs der „Linie D“ und den Kolleginnen und Kollegen der Zentral- und Fachwerkstätten für ihren Einsatz!

Noch ein paar Eindrücke: 

  • Wanderbaustelle
  • Zustand 3101
  • Fahrerplatz