Mit einem halben Kilometer neuer Kabel im Bauch: Bahn 3101 fährt wieder selbstständig
Im August 2020 haben wir Euch den Speisewagen 3101 in unserem Blog bereits vorgestellt. Seitdem hat die Arbeitsgruppe der „Linie D“ rund um Julian Zimmermann, Robin Bertram, Fabian Mundt, Phillip Breuer, Michael Habenicht und viele mehr wieder viel Zeit in die Bahn investiert und es gibt eine tolle Nachricht: Der Triebwagen 3101 kann wieder von selber fahren.
Seine letzte eigenständige Fahrt vollführte der Triebwagen 3101, soweit man es zurückverfolgen kann, wohl im August 2000, kurz vor der großen Abstellwelle der Bahnen des Typs GT8SU. Anschließend baute man die Schaltwerke und Fahrstromautomaten aus und entfernte die Widerstände auf dem Dach, bevor er dann seine Reise zur Landesfeuerwehrschule Münster (heute „Institut der Feuerwehr“) antrat. Hier sollte er eigentlich den Rest seiner Zeit als Übungsobjekt dienen.
Aber manchmal kommt es eben anders. So holten die ehrenamtlichen Mitglieder der „Linie D“ das Fahrzeug im Januar 2019 zurück nach Düsseldorf, mit der Absicht, es zum 125. Jubiläum der Rheinbahn fertig aufgearbeitet zu präsentieren. Was für ein Aufwand dafür notwendig war, ließ sich im Vorfeld gut abschätzen. Aber nur, weil man so ungefähr weiß, was einen erwartet, heißt das noch lange nicht, dass am Ende alles funktioniert. So waren die letzten Monate in der Aufarbeitung der Bahn durch die kontinuierliche Erneuerung der Verkabelung bestimmt. Kabel für Kabel zogen die Jungs heraus und führten sie neu. Nachdem alle Kabel neu gezogen waren, konnte das Team sie auf Länge bringen und das Schaltwerk einbauen. Im Schaltwerk werden die Fahr- und Bremsstufen geschaltet, damit der Wagen beschleunigt oder verzögert. Im Anschluss wiederholten sie das Ganze für den anderen Fahrkopf. Rein rechnerisch legten Julian und seine Freunde gut einen halben Kilometer neue Kabel in das Fahrzeug.
Wer aber glaubt, neue Kabel reichen, damit sich das Fahrzeug in Bewegung setzt, der irrt sich. Die komplette Schaltwerksverkabelung mussten sie nach Ausführung der Arbeiten überprüfen, jedes Kabel wurde noch einmal an beiden Enden abgeklemmt und durchgemessen, um sicherzustellen, dass es korrekt beschriftet und unbeschädigt war. Danach mussten sie für jede Fahr- und Bremsstufe in beiden Richtungen die sogenannte „Schützabwicklung“ überprüfen. Dabei wird gecheckt, ob das Wagensteuergerät die richtigen Schütze in der richtigen Reihenfolge ansteuert. Die Schütze öffnen und trennen Stromkreise, um so Widerstände zu schalten, die den Motor stark oder eben weniger stark beschleunigen oder bremsen lassen. Wenn alle Überprüfungen erfolgreich verlaufen sind, werden die einzelnen Fahr- und Bremsstufen noch in einer „Trockenübung“ gemessen und mit den Werten der Fahrzeug-Akte verglichen. Auch hier konnte der Wagen nach stundenlanger Arbeit erfreulicherweise gute Werte erzielen.
Die Arbeit hat sich gelohnt
Nach all den aufwendigen Überprüfungen hatten die fleißigen Ehrenamtler die Gewissheit, die sie brauchten, um einen gefahrlosen Fahrversuch zu wagen. „Die Messwerte zeigten: Der Wagen muss fahren, es geht gar nicht anders“, so Julian. So klemmten sie die Batterie an, hoben den Stromabnehmer und schalteten den Fahrstromautomat ein. Anschließend lenkte Julian den Sollwertgeber nach vorne aus und löste die Federspeiche, das Wagensteuergerät legte die erste Fahrstufe ein und dann – der Wagen blieb stehen. Das war natürlich sehr ärgerlich, aber der Fehler war schnell gefunden: „Die besten Vorbereitungen helfen nicht, wenn man an einer entscheidenden Stelle etwas übersieht. Wir hatten versehentlich den Fahrstromautomaten auf diesem Fahrkopf falsch angeschlossen, denn im eingeschalteten Zustand hat er genau so wenig den Fahrstrom durchgelassen, wie wenn er ausgeschaltet war“, erklärt Julian. Glücklicherweise konnten die Jungs die notwendige Änderung aber schnell erledigen und dem zweiten Fahrversuch stand damit nichts mehr im Wege. Sie starteten einen zweiten Versuch und der verlief tatsächlich erfolgreich.
Damit setzte sich der Triebwagen 3101 nach 20 Jahren wieder selbstständig in Bewegung. Die Jungs waren glücklich, denn der Wagen fuhr auch direkt mit der Wagensteuerelektronik – und das sogar ohne Störungen. „Der Wagen fährt bereits zu unserer vollsten Zufriedenheit und ausgesprochen gut. Die Kollegen der Rheinbahn haben uns freundlicherweise die Laufdrehgestelle des Fahrzeugs aufgearbeitet, sodass wir uns nun der elektrischen Hauptuntersuchung und den Bremswegmessungen widmen können. Vor uns steht immer noch einiges an Arbeit, aber den wichtigsten Meilenstein haben wir geschafft“, erzählt Julian glücklich.
Da können wir nur einen Dank an die Jungs aussprechen für die tolle Arbeit – das habt Ihr super gemacht!
Noch ein paar Eindrücke:
Das ist eine Klasse Arbeit was die Linie D da gezaubert hat.Leider kam es noch nicht zu einer Jubiläumsfahrt aber immerhin kann er jetzt selbständig fahren!
Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Wiederbelebung des 3101. Da kann man nur gratulieren
Wird es einen GT8S geben oder nicht ihr müsst mal eine GT8S holen und einen GT8S mit Speise Wagen umbauen und eienen moderniesierten GT8SU holen
So können die stadtbahn Museums flotte aussehen
3001 ex GT8SU 3201
3101 GT8SU
3102 Umbau aus ex 3204
3202 GT8SUM
3206 GT8SU
4002 B80D
4101 B80D
4201 B80D
Könnt ihr das umsetzen
Hallo David,
wir überlegen ob, und wenn ja, welche Fahrzeuge in den historischen Fuhrpark übernommen werden können. Ein GT8S wäre auf jeden Fall wünschenswert. Du musst aber auch bedenken, dass diese vielen Fahrzeuge sehr viel Platz verschlingen würden.
Viele Grüße Leonie
Der Platz dürfte eher weniger das Problem sein, aber es gibt leider keinen originalen GT8S mehr und das macht das Ganze leider etwas aufwändig. Im Grunde genommen gäbe es folgende Möglichkeiten:
– Rückholung eines GT8C aus Krakau: Wäre sehr aufwendig und sehr teuer, da die Wagen in Polen eine neue Front (verschärfte Crash-Normen) und ein Niederflur-Mittelteil anstelle des originalen Hochflur-Mittelteils bekommen haben.
– Rückbau eines „grauen“ GT8SU: Wäre wahrscheinlich etwas einfacher als o.g. Variante, da u.a. keine Kosten für Kauf + Transport anfallen. Über diese Möglichkeit habe ich sogar schonmal mit LinieD-Mitgliedern gesprochen, dabei wurde mir aber gesagt, dass dabei vor allem die Verbreiterung vorne rechts problematisch (bzw. schwer rückbaubar) sei und daher auch diese Option erstmal unwahrscheinlich ist.
Bedenke zudem, dass die Rheinbahn ohnehin einen vergleichsweise großen Museumsfuhrpark hat, von dem man anderswo nur träumen kann. Mit 119, Queen Mary etc. hat die dortige Werkstatt auch erstmal genug zu tun!
Speisewagen wäre ansich nicht schlecht,aber dann stände die Linie D genau vorm gleichen Problem wie die Rheinbahn das die keinen Pächter haben.
Ganz tolle Arbeit.
Zum 125 Geburtstag der Rheinbahn könnte die Stadt Düsseldorf den Betriebshof „Am Steinberg“ endlich in ein vollwertiges Museum umwandeln. Dann gäbe es auch genug Platz für zukünftige historische Fahrzeug. Mit mehreren Öffnungstagen in Laufe einer Woche ein tolles Angebot für Schulklassen, Touristen und uns, die Spass daran haben.
die Bahn kenne ich noch aus Münster und ich war einer der vielen, die sich dort mit Kreide an der Decke eingetragen hat.
Vermutlich sind diese Spuren getilgt worden? Wäre vielleicht auch unter einer Schicht Klarlack erhaltenswert gewesen, weil auch diese Zeit in der LFS zur Historie vom Wagen 3101 gehört.
Hallo Dirk!
Aus Münster haben wir lediglich das Kunstblut entfernt, weil das so blöde am Boden klebte. Kreidespuren haben wir bisher gar nicht gesehen. Habt ihr alle an einer Stelle gemalt oder verteilt über den Wagen? Dann würde ich mal auf die Suche gehen und Klarlack besorgen, wenn ich was finde 🙂
Gruß,
Julian