Heinrich 318 – Das Unfallhilfsfahrzeug der Rheinbahn

Einige kennen die folgende Situation bestimmt: Man fährt über die Autobahn und hört plötzlich einen Knall. Zum Glück ist der Pannendienst dann meist schnell zur Stelle. Doch wie sieht das aus, wenn große Fahrzeuge – wie unsere Bahnen – ein technisches Problem oder einen Unfall haben?

Schwere Geschütze für unsere Bahnen
Es gibt zahlreiche Gründe, warum eine Bahn nicht weiterfahren kann: technische Probleme, zum Beispiel Schäden am Stromabnehmer der Bahn, Entgleisungen, Verkehrsunfälle und leider auch Unfälle, bei denen Personen unter die Bahn geraten.

Für solche Fälle hat die Rheinbahn das Unfallhilfsteam. Doch wie man sich wahrscheinlich denken kann, fährt das Team nicht mit einem gewöhnlichen Abschleppwagen an. Hier müssen ganz andere Geschütze aufgefahren werden – eine leere Stadtbahn des Typs B80 wiegt nämlich zum Beispiel knapp 39 Tonnen. Um solche Gewichte zu bewegen, hat die Rheinbahn zwei besondere Fahrzeuge, die auf die Funknamen „Heinrich 318“ und „Heinrich 311“ hören. „Heinrich 318″ ist ein Unimog U400 – mit über 238 PS und einem Gesamtgewicht von knapp 12 Tonnen, „Heinrich 311″ ist ein MAN 19.293. Mit solchen Maschinen kann man Lasten von bis zu 42 Tonnen ziehen.

Kann eine Bahn auf Strecke nicht mehr weiterfahren, rückt das Unfallhilfsteam mit einem der beiden Fahrzeuge aus. Durch einen Code, der im Betriebshof durchgesagt wird, können die Kollegen sich auf eine bestimmte Art eines Unfalls oder einer Panne einstellen. Bei Unfällen mit Menschen dürfen sie zum Beispiel mit Sonderrechten zum Einsatz fahren, also mit Blaulicht und Martinshorn. Mit dem Unfallhilfsfahrzeug und jeder Menge Equipment geht es dann in Richtung Unfallstelle.

Eine Bahn abschleppen? Kein Problem!
Kann eine Bahn nicht mehr selbstständig fahren, so kann das Unfallhilfsfahrzeug aufgegleist werden. Dafür gibt es zwei verschiedene Varianten: Der Unimog U400 benutzt einen sogenannten „Reibradantrieb“ – das bedeutet im Klartext, dass die Radreifen des Schienenfahrwerks abgesenkt werden und nur zur Spurführung dienen. Der Antrieb kommt allerdings weiterhin von den „normalen“ Gummireifen. Das MAN-Fahrzeug hingegen benutzt ein vollwertiges Schienenfahrwerk, welches an der Karosserie angebracht ist. Dieses Fahrwerk verfügt über hydraulische Verbindungen zum Fahrwerksrahmen, welche es möglich machen, das Fahrzeug komplett anzuheben.

Der Antrieb erfolgt über hydrostatische Motoren. Gesteuert wird der Heinrich 311 über einen Joystick und der Heinrich 318 normal über das Gas- bzw. Bremspedal in den Fahrerkabinen. Ist das Fahrzeug einmal eingegleist, gilt es als vollwertiger Zug und muss sich somit an die Regeln der Straßenbahn halten. Diese ganzen Vorgänge müssen natürlich schnell passieren, denn der laufende Betrieb wird durch solch eine Panne aufgehalten. Das Team steht in solchen Situationen stark unter Druck, doch es muss trotzdem präzise gearbeitet werden. Denn nicht nur die defekte Bahn muss zurück in den Betriebshof, auch für die Fahrgäste soll schnellstmöglich der Betrieb wieder ans Laufen kommen.

Was passiert, wenn eine Bahn ein technisches Problem im Tunnel hat?
Beide Einsatzwagen können mit den technischen Einrichtungen, über die sie verfügen, sowohl in unserem alten Stadtbahntunnel rund um den Hauptbahnhof, als auch im neuen Wehrhahn-Tunnel fahren – denn auch dort kann es natürlich mal zu technischen Problemen oder Unfällen kommen. Das kommt aber zum Glück selten vor, da in solchen Fällen der komplette Tunnelbetrieb kurzzeitig eingestellt werden müsste und somit die Einschränkungen für unsere Fahrgäste leider sehr groß wären.

Heinrich mit Vollausstattung
Im Heck der Fahrzeuge befinden sich allerhand Hilfsmittel, zum Beispiel Hydraulikpumpen, Lufthebekissen oder ein Notstromaggregat. Gerade bei Entgleisungen ist die Aufgleiseinrichtung – bestehend aus einer Aufgleisbrücke und einem Gleitwälzwagen mit Verschiebezylinder und Wälzwagen – wichtig, denn diese Hilfsmittel braucht man, um unsere Bahnen wieder einzugleisen.

Ebenfalls gibt es sogenannte „Notroller“, die unter die Radreifen geschoben werden, um das Fahrzeug im Falle eines Getriebschadens, Lagerschadens oder anderer Pannen, bei denen sich die Reifen sich nicht mehr drehen können, immer noch von der Stelle wegbewegen zu können.

Woher kommt der Funkruf „Heinrich 318“?
Der Funkruf „Heinrich 318“ setzt sich zum einen aus der Bezeichnung „Heinrich“ für unsere Wirtschaftsfahrzeuge, wie beispielsweise „Otto“ für Busse oder „Berta“ für Straßenbahnen, und zum anderen aus den jeweiligen Rufnummern 311 oder 318 zusammen. Vor der Funkumstellung auf dreistellige Rufnummern hatten die Heinrich-Fahrzeuge die Bezeichnung „Heinrich 1“ und „Heinrich 8“.

Informationen zum Autor:

Noah Kolioutsis ist seit September 2018 Auszubildender als Fachkraft im Fahrbetrieb bei der Rheinbahn. In seiner Freizeit spielt er gerne Klavier und Schlagzeug. Außerdem fotografiert er Architektur in Düsseldorf und zeichnet gerne.