Unterwegs mit Straßenbahnfahrer Frank

Als Straßenbahnfahrer bringt man täglich hunderte Menschen sicher von A nach B – und es warten auch so einige ungeplante Situationen auf einen, die man spontan meistern muss. Ich möchte einmal wissen, was ein Fahrer während seines Dienstes so alles erlebt und begleite Frank Steinfurt auf seiner Tour durch Düsseldorf. Frank ist gelernte Fachkraft im Fahrbetrieb (FiF) und arbeitet seit dreieinhalb Jahren bei der Rheinbahn als Bus- und Straßenbahnfahrer.

Auf geht‘s
Um viertel vor zehn morgens treffe ich am Hauptbahnhof auf Frank, in 15 Minuten tritt er seinen ersten Dienst für den heutigen Tag an. Am Bahnsteig der Linie 708 warten wir darauf, dass er einen Kollegen in der ankommenden Bahn ablösen kann. Die Bahn fährt in die Haltestelle ein – jetzt geht alles ganz schnell: Der Kollege erklärt noch eben, was ihm bei seinem Fahrantritt an und in der Bahn aufgefallen ist und meldet zwei Fundstücke. Frank und ich steigen ein, Jacke und Tasche werden sicher verstaut und dann geht es auch schon los.

Brenzlige Situationen
Es ist erst die dritte Haltestelle und ich erlebe den ersten Zwischenfall, der leider oft passiert: Wir fahren gerade wieder von der Haltestelle los, geradeaus, und haben damit Vorfahrt auf der Straße. Das sieht ein Autofahrer, der links abbiegen möchte, allerdings nicht so. Nach dem Motto „noch mal eben schnell über die Kreuzung“, schneidet er uns den Weg ab. Womit er aber wohl nicht gerechnet hat, ist, dass die Bahn dann doch so schnell da ist. Frank muss abbremsen, die Bahn kommt nicht gerade sanft zum Stehen – hoffentlich haben sich alle Fahrgäste ordentlich festgehalten. Nun gut, nach dem ungeplanten Stopp wir müssen jetzt wieder langsam anrollen, das kostet uns natürlich auch einige Sekunden auf unserer Strecke. Doch gibt es nicht nur unaufmerksame Autofahrer: Trotz einer Ampel, die nicht nur leuchtende, sondern auch klingende Warnsignale von sich gibt, wenn eine Bahn sich nähert, gibt es tatsächlich Leute, die über die Gleise laufen. Für unsere Straßenbahnfahrer, egal wie lange sie schon auf den Schienen unterwegs sind, sorgen solche Situationen immer wieder für Schreckmomente. „Daher passen wir an den Überwegen immer besonders auf“, erklärt mir Frank.

Mit Werkzeug bewaffnet
Es fängt an zu regnen und Frank schaltet den Scheibenwischer ein. Nach ein paar Mal wischen bleibt er an einer Seite hängen. Sollte es stärker regnen, kann Frank so nicht mehr weiterfahren, also funkt er die Leitstelle an. Diese schickt den Funkwagen „Otto 1“ vorbei, der ein paar Haltestellen weiter mit Werkzeug bewaffnet auf uns wartet, sich den Scheibenwischer anschaut und schnell das Problem behebt. Insgesamt sind vier Funkwagen täglich und rund um die Uhr im gesamten Rheinbahngebiet – also in Düsseldorf, im Kreis Mettmann und im Kreis Neuss – im Einsatz, um bei technischen Problemen, Unfällen oder Störungen für schnelle Abhilfe zu sorgen.

Schnell noch einsteigen?
Die Fahrt geht weiter, da erlebe ich folgende Situation: Wir stehen schon an der Haltestelle und sind zum Abfahren bereit, da kommt noch ein Fahrgast zur Bahn geeilt und möchte noch eben schnell einsteigen. Wir stehen allerdings an einer Haltestelle, an der unsere Bahn ein Türschließsignal bekommen hat. Die Türen sind zu, der Fahrgast kommt nicht mehr mit, die Bahn steht aber trotzdem noch einige Sekunden an der Haltestelle. Frank hätte den Fahrgast gerne mitgenommen, hätte er nicht wenige Augenblicke zuvor das Türschließsignal T bekommen und daher schon die Türen gesperrt, damit er pünktlich los kann.

Pünktlichkeitskiller
Zum Ende unserer Tour erleben wir dann den Pünktlichkeitskiller schlechthin – ein falsch parkendes Auto. Der Besitzer des Pkws steht wirklich so unaufmerksam in zweiter Reihe, dass unsere Bahn nicht weiterfahren kann. Frank schaut sich die Situation erst einmal an, ob er tatsächlich nicht vorbei kommt – keine Chance. Wir teilen uns auf, Frank funkt die Leitstelle an und ich suche in den umliegenden Restaurants nach dem Besitzer. Für die Fahrgäste in der Bahn heißt es jetzt erst einmal warten. Aber nicht nur in der Bahn, auch an den Haltestellen müssen die Fahrgäste warten. Nach einigen Minuten habe ich den Besitzer in einem Restaurant auffinden können, der sichtlich erschrocken zu seinem Auto eilt. Der Falschparker hat uns nicht nur wieder über zehn Minuten Verspätung eingebracht, sondern auch den Rückstau einer weiteren Bahn, die also ebenfalls nicht mehr pünktlich ist.

Wieder an unserer Anfangshaltestelle angekommen, verabschiede ich mich. Es war eine ziemlich aufregende Fahrt an der Seite von Straßenbahnfahrer Frank Steinfurt. Für ihn ist der Tag allerdings noch nicht vorbei, vor ihm liegen noch einige Runden, bei denen er nicht weiß, was ihn da noch erwartet.