Fahrerausbildung im Wehrhahntunnel
Mal eben durch den neuen Wehrhahntunnel fahren – klingt einfach, ist es aber nicht. Daher wurden alle unsere Fahrer vor Inbetriebnahme des neuen Tunnels ausführlich geschult. Vor allem mit Hinblick auf die neue – oder eher alte – Zugsicherungstechnik: Schon auf unserer ersten U-Bahn-Strecke vom Opernhaus zum Kennedydamm im Jahr 1981 gab es eine Zugsicherungstechnik, die der im neuen Wehrhahntunnel sehr ähnlich war. Aber wir wollen hier ja nicht verwirren, sondern erklären, also fangen wir von vorne an:
Die Zugsicherungstechnik, die seit 1987 im alten Tunnel benutzt wird, läuft mit „automatischem Fahrbetrieb“. Das mag sich erst mal skurril anhören, es handelt sich dabei aber tatsächlich um von alleine fahrende Züge. Zugegeben, auch das klingt wahrscheinlich nicht viel beruhigender für die Fahrgäste, die doch ihr Vertrauen in unsere Fahrer setzen, ist aber sicher und wird in vielen europäischen Ländern standardmäßig verwendet. Die Bahnen fahren dabei auch nicht die ganze Zeit selbstständig, sondern nur für kurze Abschnitte, zum Beispiel in Tunneln. Und selbst dabei kann der Fahrer natürlich immer eingreifen. Für den Wehrhahntunnel greift die Rheinbahn jetzt allerdings wieder auf eine Technik zurück, die der von 1981 sehr ähnlich ist. Die Fahrer dürfen selber ans Steuer, auch im Tunnel.
Zurück in die Fahrschule
Da das aber für die meisten Bahnfahrer Neuland war, mussten sie erst mal wieder in die Fahrschule. Eine Ausbildungswelle in dieser Größenordnung, wie die erste auf der Wehrhahnlinie, hat es in der Geschichte der Rheinbahn selten gegeben. Insgesamt 250 Fahrer, Aufsichts- und Werkstattmitarbeiter sind schon vor der Tunneleröffnung geschult worden, weitere 450 folgen noch im Laufe diesen Jahres. Bei vier Schulungstagen je Fahrer macht das schon 1.000 Tage allein vor der Inbetriebnahme – eine gewaltige Leistung für die Fahrschule, musste doch der normale Betrieb nebenher auch noch laufen!
„Das ist ja alles ziemlich neu hier“, war die Einschätzung selbst routinierter Rheinbahnfahrer, die die Schulung hinter sich hatten: Neuer Tunnel, völlig neue Zugsicherungstechnik und selber fahren im Tunnel. Da musste man sich dann doch erstmal eingewöhnen.
Das „Eingewöhnen“ war aber bestens organisiert. Erst wurde die Theorie gelernt – dazu gehörten Signalbilder, Verhaltensweisen, Dienstanweisungen und vieles mehr. Sogar Hausaufgaben in Form einer Schulungsmappe gab es, die die Fahrer sich zum Lernen mitnahmen. Dann ging es aufs Testgleis in unserem Betriebshof Lierenfeld, wo schon erste Fahrten mit den neuen Anweisungen geübt wurden. Damit die Fahrer jederzeit wissen, was sie zu tun haben, wurden alle möglichen und unmöglichen Situationen durchgespielt. Sie müssen eben immer auf alles vorbereitet sein, auch auf den Ernstfall.
Der spannendste Teil kam aber danach. Zwei Tage Zeit hatten die Fahrer, um zwischen Rampe Wehrhahn und Rampe Bilk nach Belieben zu fahren, sich an die neue Strecke zu gewöhnen. Selbst Weichen durften sie auch mal von Hand legen. Dabei stand natürlich wieder die Sicherheit der Fahrgäste im Fokus und so wurden auch alle Bahnhöfe und Notausgänge inspiziert.
Nach einer so ausführlichen Einweisung auf der neuen Strecke waren alle Fahrer voller Vorfreude auf ihre ersten „echten“ Fahrten im laufenden Betrieb.
Hinterlasse einen Kommentar