Elektromobilität bei der Rheinbahn nimmt erste Formen an
Elektromobilität bewegt nicht nur das Land, sondern auch uns – und das nicht erst seit gestern. Bereits seit 1898 befördern wir mit unseren Bahnen unsere Kunden rein elektrisch. Aktuell sind 307 elektrisch angetriebene Straßen- und Stadtbahnen unterwegs. Darüber hinaus stellen wir uns als Nahverkehrsunternehmen der Landeshauptstadt Düsseldorf der Verantwortung für saubere Luft im Busverkehr und werden daher schrittweise unsere Busflotte elektrifizieren. Bereits seit 2014 betreiben wir zusätzlich zu den Fahrzeugen mit Dieselmotoren zwei batterieelektrische Busse, die aktuell auf dem Betriebshof in Düsseldorf-Benrath stationiert sind und von dort aus eingesetzt werden. Demnächst ersetzen zehn weitere Elektrobusse von dem spanischen Bushersteller Irizar vorhandene Dieselbusse, sodass wir dann im Jahr 2020 mit insgesamt zwölf Elektrobussen unterwegs sind.
Elektrobusse für Düsseldorf
Nach dem im April 2017 gemeinsam gefassten Beschluss im Ordnungs- und Verkehrsausschuss startete das Projekt zur Einführung von zwei Innovationslinien in der Düsseldorfer Innenstadt mit zehn batterieelektrischen Bussen. Das Projekt ist anspruchsvoll und zeitintensiv, da Dieselbusse nicht einfach ohne zusätzlichen Aufwand, Anpassungen und Erweiterungen gegen elektrisch angetriebene Busse ausgetauscht werden können. Vielmehr geht es dabei um eine ganzheitliche Systemveränderung des Busbetriebs, bei der die neuen Fahrzeugtypen beschafft, vorhandene Infrastrukturen wie Busdepots und Werkstätten, Betriebs- und Einsatzkonzepte umgebaut und erweitert sowie Werkstatt- und Fahrpersonal geschult werden müssen.
Dazu ist das Gesamtprojekt in weitere Teilprojekte untergliedert, die sich um die verschiedenen Aspekte kümmern. Ein Teilprojekt, die Fahrzeugbeschaffung der batteriebetriebenen Elektrobusse, startete mit einer EU-weiten Ausschreibung. Dafür wurde ein aufwendiges Lastenheft und Vertragswerk erstellt, das mit 1.200 technischen Anforderungspunkten eine genaue Beschreibung der Elektrobusse lieferte. Bei dem standardisierten Ausschreibungsverfahren auf europäischer Ebene konnte sich das spanische Unternehmen „Irizar e-Mobility“ unter der Vertriebsorganisation von Ferrostaal Equipment Solutions den Auftrag zur Lieferung sichern.
Seit 2014 ist das Unternehmen Irizar im Elektrobus-Bereich tätig und hat bereits in viele europäische Länder Elektrobusse geliefert – insgesamt 168 sind bereits produziert oder in Auftrag gegeben, unter anderem für Barcelona, London, Italien, Frankreich und Luxemburg. Irizar entwickelt sich durch die Menge der verkauften E-Busse vom Prototypen- hin zum Serienhersteller batterieelektrischer Busse. Wir werden der erste deutsche Verkehrsbetrieb sein, der Elektrobusse der Spanier erhält.
Wie werden die Busse aussehen?
Die E-Busse sind mit zwei Türen, 34 Sitzplätzen, 40 Stehplätzen sowie USB-Ladebuchsen unter den Sitzen ausgestattet und in der typischen Rheinbahnoptik designt. Auf dem Dach der Fahrzeuge ist die Batterie mit 300 Kilowattstunden mit sogenannter „NMC-Technik“ (eine Lithiumionenverbindung mit Nickel-Mangan-Cobalt) angebracht, die unter anderem für die vergleichsweise hohe Reichweite der Fahrzeuge sorgt. Laut Hersteller ist somit unter idealen Bedingungen eine Reichweite zwischen 200 und 220 Kilometern möglich.
Wie und wo werden die E-Busse eingesetzt?
Die Reichweite der Elektrobusse ist ideal, um die Düsseldorfer Buslinien 726 und 833 vollständig auf Elektrobusse umzustellen und damit zur weiteren Verbesserung der Luftqualität in der Innenstadt beizutragen. Die beiden Linien sind unter anderem wegen ihrer vergleichsweise kurzen Umläufe ausgewählt worden, da wir die bestellten Elektrobusse als sogenannte „Depotlader“ einsetzen.
Das bedeutet, dass das Aufladen der Batterien nicht auf der Strecke erfolgt, sondern nach einem abgeschlossen Einsatz auf unserem Betriebshof in Düsseldorf-Heerdt, den wir dafür extra mit einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur ausgerüstet haben.
Wie werden die Busse geladen?
Diese Ladeinfrastruktur haben wir auf dem Betriebshof Heerdt am 19. November in weiten Teilen aufgebaut und installiert. Hierfür wurde ein zwölf Meter langes und drei Meter breites Technikgebäude durch die Firma Schaltbau Refurbishment aus Dinslaken errichtet, das ein Schwertransporter in der Nacht angeliefert und ein Schwerlastkran in die vorbereitete Position gebracht hat. Neben den Ladestationen sind in dem Gebäude ein eigener Trafo, eine Unterverteilung sowie eine Kühlung untergebracht. Die dazugehörigen Ladepunkte mit den Ladesteckern für die E-Busse befinden sich in der Busabstellhalle direkt gegenüber. Eine Rohrtrasse mit hindurchlaufenden Energiekabeln verbindet die Ladepunkte in der Halle mit den Ladestationen im außen aufgestellten Technikgebäude. Für jeden E-Bus ist ein Ladepunkt vorgesehen.
Die Ladepunkte mit den Steckern sind zwischen den Abstellspuren der Elektrobusse mit Hilfe von speziellen Konstruktionen am Hallendach angebracht. Über ein Zugseil wird das Ladekabel elektrisch heruntergefahren und für den Ladevorgang bereitgestellt. Die Ladestecker sind so angeordnet, dass in unmittelbarer Nähe einer für die rechte und einer für die linke Spur vorhanden ist. Dies ermöglicht einen flexiblen Einsatz, da die Elektrobusse auf beiden Seiten eine Ladebuchse haben. Um den Ladevorgang mit einer Leistung von bis zu 150 Kilowatt zu starten, befindet sich ein Knopf an der Tanköffnung am Bus. Über diesen ist es auch möglich, den Ladevorgang abzubrechen. Bei einer Ladung von maximal 150 Kilowatt und vollständig entladener Batterie dauert der Ladevorgang etwa drei Stunden.
An den Ladepunkten können wir die Elektrobusse in der Nacht „klimatisch vorkonditionieren“. Das bedeutet, dass der Innenraum der Fahrzeuge morgens ab einer bestimmten Uhrzeit entsprechend der optimalen Betriebstemperatur vorbereitet ist, also – abhängig von der Außentemperatur – heruntergekühlt oder aufgeheizt. Damit ist sichergestellt, dass dieser Vorgang auf der Strecke weniger Energie verbraucht und somit im Idealfall eine Reichweite von mehr als 200 Kilometern ermöglicht.
Informationen zur Autorin:
Marie Krücken ist seit 2015 bei der Rheinbahn und hat dort die Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie in der Unternehmenskommunikation, aktuell ist sie im Bereich Fahrzeugtechnik tätig. Parallel studiert sie Business Administration.
Guten Tag Frau Krücken,
Zitat:-die Reichweite liegt im Idealfall bei 200km-. Jetzt sind Aussagen zur Reichweite vom Hersteller ja grundsätzlich skeptisch zu sehen und wie sieht der Idealfall aus? Wie groß ist die Reichweite im Winter, bei Regen und Dunkelheit.
Wie bekommt man den Bus wieder in den Betriebshof wenn er den mal liegen bleibt. Das wären Fragen die sich mir stellen nach dem Lesen ihres Berichts.
Lieber Herr Pohle,
die angegebene Reichweite wurde auf Basis von einsatzspezifischen Randparametern wie dem voraussichtlichen Streckenprofil, Haltestellenabständen und einer Wetterkurve für Düsseldorf durch eine Simulationsrechnung bestimmt. Wie sich die Reichweite im betrieblichen Einsatz verhält, hängt natürlich von vielen Faktoren ab wie beispielsweise dem Wetter, der Verkehrslage und dem Fahrereinfluss, die unter Umständen sehr schwankend sein können. Die Batteriekapazität ist jedoch so gewählt, dass für den geplanten Einsatz eine Mindestreichweite von 150 Kilometern garantiert werden kann – auch wenn widrige Umstände und Wettereinflüsse, vor allem niedrige Temperaturen, vorherrschen.
Grundsätzlich sollte ein Elektrobus nicht aufgrund mangelnder Reichweite liegen blieben, da mehrere Absicherungssysteme vorhanden sind: Zum einen wird ein automatisiertes Überwachungssystem für den Energiebedarf eingesetzt. Dabei wird die Restfahrstrecke mit der noch vorhandenen Energie in der Batterie abgeglichen und gibt bei Grenzwertunterschreitungen entsprechende Warnmeldungen an den Fahrer und die Leitstelle, sodass ein frühzeitiges Einleiten von Maßnahmen möglich wird. Zum anderen besitzen die Elektrobusse eine freischaltbare Notreserve, die bei einem akuten Energiemangel noch die Einfahrt in den Betriebshof ermöglicht.
Viele Grüße Leonie Nitsch
Haben die Elekrobusse eigentlich auch eine Generator-Funktion, also dass beim Bremsen wieder Strom für die Akkus produziert wird? Ich meine mich bei den 84ern an so etwas erinnern zu können. Hier wäre es ja erst recht sinnvoll. Hab das mal in einem Tesla in einem speziellen Modus als Ersatz für die Bremsen erlebt.
Hallo Michael,
ja unsere Elektrobusse haben so eine Funktion, nennt sich Rekuperation. Viele Grüße Leonie Nitsch
Hallo Fr. Krücken,
wieso ist die Entscheidung zu Irizar gefallen? Wieso nicht zu Solaris oder zu den Löwen? Eig. hat die Rheinbahn doch mit Solaris bessere Erfahrungen als mit Irizar. Zusätzlich weiß man doch das Irizar öfters mal Lieferprobleme hat, zum Beispiel hat die NEW Mobil vor paar Jahren einen Elektrosolobus bei Irizar bestellt, der aber nicht geliefert werden konnte und somit die Bestellung aufgeben wurde. Will man hiermit erreichen das sich der Einsatz von Elektrofahrzeugen, möglichst weit hinauszögert, sodass man weiter auf die Diesel setzen kann?
Viele Grüße,
Eckhard
Hallo Eckhard,
als öffentlicher Auftraggeber sind wir verpflichtet, eine europaweite Ausschreibung zur Beschaffung von Elektrobussen durchzuführen. Die Basis dieser Ausschreibung waren technische Mindestanforderungen, die die ausgeschriebenen Fahrzeuge zu erfüllen haben, sowie weitere wirtschaftliche und ökologische Kriterien zur objektiven Bewertung der Angebote. Darüber hinaus mussten von den Bietern weitere Mindestanforderungen zur kaufmännischen Eignung als Lieferanten erfüllt werden. Nach Abschluss dieses Verfahrens hat der Fahrzeughersteller Irizar die höchste Übereinstimmung der vorab festgelegten Kriterien erzielt und den Zuschlag erhalten.
In diesem Zuge möchten wir auf unsere Nachhaltigkeitsseite aufmerksam machen (https://www.rheinbahn.de/unternehmen/Nachhaltigkeit/Seiten/Zukunft.aspx). Dort wird auf die Umstellung auf elektrische Antriebe im Busverkehr eingegangen.
Viele Grüße Leonie Nitsch
Hallo Eckhard,
ich glaube Du hast dich was Irizar angeht nicht ganz richtig informiert. Die Lieferprobleme bei der NEW sind bei SILEO aufgetreten, nicht bei Irizar. Hier ein entsprechender Artikel: https://www.wz.de/nrw/moenchengladbach/moenchengladbach-new-prueft-ende-der-zusammenarbeit-mit-elektrobus-lieferant-sileo_aid-47119103
Denke, dass die Spanier durchaus ein ernst zu nehmender Hersteller sind, die sich auf dem spanischen und französischen Markt bereits etabliert haben.
Beste Grüße,
Thorben
Wie viele neue E-Busse (von den 12 für 2020) sind denn bisher im EInsatz? Und hat Covid-19 einen Einfluss auf die Mobilitätswende in Düsseldorf?
Hallo Herr Assmus,
von der globalen Corona-Pandemie und den Folgen ist auch die Rheinbahn betroffen. Wir können zurzeit noch nicht abschätzen, welche Folgen die aktuelle Situation auf uns alle und die Rheinbahn – und damit auch auf viele Projekte und Maßnahmen der Rheinbahn – hat. Sobald es Neuigkeiten zu den E-Bussen gibt, erfahren Sie das auf unseren Kanälen.
Viele Grüße Leonie Nitsch