Die Vision: Wir halten nur an Haltestellen!
Was ist unseren Fahrgästen in Bus und Bahn besonders wichtig? Pünktlichkeit, schnelle und zuverlässige Verbindungen. Sie wollen ihr Ziel so erreichen, wie es im Fahrplan steht. Kundeneingaben und jährliche Umfragen zur Kundenzufriedenheit belegen uns dies immer wieder. Aktuell sind fast 90 Prozent der Düsseldorfer der Auffassung, dass öffentliche Verkehrsmittel in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen und daher gezielt bevorzugt werden sollten. Beschleunigung heißt nicht „schneller fahren oder rasen“ sondern „keine unnötigen Zeitverluste für unsere Kunden!“
Um den Nahverkehr in Düsseldorf dauerhaft stabiler zu gestalten, wurde im Mai 2014 rheinbahnintern die Projektgruppe „Beschleunigung“ gegründet. Ziel aller Beteiligten ist es, Schwachstellen im Netz zu identifizieren und im Dialog mit dem Amt für Verkehrsmanagement der Stadt Düsseldorf zu beseitigen. Das Projekt soll gleichzeitig Busse und Bahnen attraktiver zu machen. Ein Ziel, das sowohl die Politik als auch der Düsseldorfer Oberbürgermeister als sehr wichtig einstufen.
Wenn sich viele verschiedene Teilnehmer Straßen teilen müssen, wird der Verkehr am sichersten und effektivsten mittels Ampeln – im Fachdeutsch Lichtsignalanlagen (LSA) – geregelt. Bislang konnten Bahnen zwar Ampeln beeinflussen, die Wirkung war aber eher gering. Ampeln alter Machart liefen meist nach einem festen Zyklus ab, der sich alle 70 Sekunden wiederholt. In einer immer gleichen Ampel-Umlaufzeit bekam jede Richtung einmal Grün. An der ein oder anderen Stelle wurde dieser 70-Sekunden-Umlauf für Bus und Bahn modifiziert. Falls das ÖPNV-Fahrzeug nicht in diese Modifikation „passte“, kam es zum Stehen. In seltenen Situationen gab es für Stadt- oder Straßenbahn auf Anforderung kurzes, zusätzliches Grün.
Vorrangschaltungen für den Nahverkehr sind ein in vielen Städten eingesetztes, effektives Mittel, um die Fahrzeit gering zu halten. Moderne Ampeln reagieren unmittelbar, wenn sich Bus und Bahn anmelden und schalten die Ampeln auf „grün“. Die sonst üblichen Regelabläufe werden bis zur Durchfahrt von Bus und Bahn außer Kraft gesetzt, danach aber sofort wieder eingeschaltet. Die Busse und Bahnen müssen also nicht mehr in die „Regelabläufe“ integriert werden, da die Ampel ihre Richtung nur dann freigibt, wenn auch wirklich eine Bahn oder ein Bus da ist. Auch andere Verkehrsteilnehmer können also von einem Vorrang für den ÖPNV profitieren, weil für sie mehr Zeit übrig bleiben kann.
Was ändert sich nun?
Die Stadt Düsseldorf, die verantwortlich für die Planung der LSA ist, arbeitet mit einer neuen Software und nach einer veränderten Vorgehensweise in Bezug auf die ÖPNV-Priorisierung. Die optimierten Abläufe auf den Zulaufstrecken zum Wehrhahntunnel sowie der Düsseldorfer Straße in Oberkassel zeigen diese geänderte Philosophie. Moderne Ampeln erkennen heute die Verkehrsströme und schalten die Freigaben entsprechend selbstständig. Dies bezeichnet man als „vollverkehrsabhängige LSA-Steuerung“. Solche verkehrsabhängigen Ampeln erfassen Autos, Lkws und auch Busse und Bahnen automatisch mit Hilfe von Kameras oder Induktionsschleifen in der Straße. Unsere Fahrzeuge melden sich mittels Funktelegrammen an der Anlage an. Wie genau das funktioniert, erfahren Sie hier.
Bei jeder Neu- oder Umplanung sollen alle dort verkehrenden Bus- und Bahnlinien nun auch beschleunigt werden. Treffen Bahn und Bus gleichzeitig ein, liegt der erste Vorrang bei der Bahn, da sie in der Regel mehr Fahrgäste befördert.
Wo stehen wir und wie geht es weiter?
In den folgenden Bereichen (und den angegebenen Linien) kann jeder Fahrgast schon heute spüren, wie sich ÖPNV-Beschleunigung anfühlt:
- Grafenberger Allee vom Lichtplatz bis zum Tunnel (U72, U73, U83, 737 und 834)
- Aachener Straße vom Südring bis zum Tunnel (U72)
- Lenaustraße und Simrockstraße (U72, 725, 730, 733)
- Rund um den Karolingerplatz (U71, U73, U83, 701, 704 und SB 56)
Ab Ende 2016:
- Betriebshof Benrath bis zur Haltestelle „Urdenbacher Allee“ (U71, U83, 730, 778, 779, 784, 788 und 789)
- Benderstraße bis zur Haltestelle „Gerresheim S“ (Linien U73, 724, 725, 730, 733, 734, 736, 737, 738 und 781)
- Witzelstraße bis Werstener Kreuz Süd (U71, U74, U73, U77, U79, U83, 704, 706, SB50, 723, 727, 731, 735, 780, 782, 785, 827 und 893)
Der Weg ist lang
Insgesamt wird die Fahrt unserer Busse und Bahnen von 594 Ampelanlagen auf Düsseldorfer Stadtgebiet geregelt. Etwa 70 Ampeln werden bis Ende 2016 vollverkehrsabhängig und auch vollbeschleunigt sein. Es wird daher eine Reihe von Jahren dauern, bis auch die letzte LSA in Düsseldorf neu geplant und in Betrieb ist. Die Reihenfolge orientiert sich an der Bedeutung eines Streckenabschnitts im Liniennetz sowie an aktuellen Bauprojekten.
Informationen zu den Autoren:
Das ist ein Gastbeitrag von Robert Aust und Daniel Therhaag. Robert Aust studierte Verkehrswirtschaftsingenieurwesen an der Bergischen Universität Wuppertal und arbeitet seit 2015 bei der Rheinbahn. Er leitet das Sachgebiet „Konzeptionelle Angebotsplanung“ und ist Teil des Projektteams „Beschleunigung“.
Daniel Therhaag arbeitet seit 2014 in der Verkehrsplanung der Rheinbahn. Nach seinem Studium des Verkehrsingenieurwesens an der TU Dresden war er zunächst bei der Abellio GmbH sowie bei der Essener Verkehrs-AG als Betriebs-/Angebotsplaner tätig. Heute ist er Leiter Verkehrsqualität und Verkehrstechnik und Mitglied im Projekt „Beschleunigung“. Er bearbeitet die Themenschwerpunkte Lichtsignalanlagen, Fahrzeiten und Pünktlichkeit von Bahn und Bus. Er besitzt die Fahrberechtigungen Niederflur-Stadtbahn, Straßenbahn und Bus.
Wenn das mal klappt wäre es schön. Man sollte während des Berufsverkehrs auch mal testen ,besonders U71 + U 83 nachmittags ab Werstener Dorfstr. Richtung Holthausen .Dort ist die Kreuzung permanent zugestellt.
Übrigens ist Strecke Werstener Dorfstr. bis Holthausen schon seit dem Umbau vor über 10 Jahren leider nicht auch nur annähernd vorrang geschaltet . Es wird oft vor Abbiegeampeln unnötig gehalten.
Ich kann aber auch sehr viele andere Stellen im Netz nennen ,wo nur etwa 2 Sekunden längere „freie Fahrt“ reichen würden.
Aber : ich gebe die Hoffnung nicht auf
…..da kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen! Für mich absolut unverständlich ist die Tatsache, dass dieser Bereich offensichtlich auch in Zukunft nicht im Focus steht! Warum nicht, liebe Rheinbahn?!
Hallo Herr Claßen, das Werstener Kreuz ist eine der kompliziertesten Ecken von Düsseldorf. Die Kollegen untersuchen gerade zusammen mit der Stadt die Situation dort und bis Ende des Jahres soll sie optimiert werden. Was mit dem Rest der Strecke passiert, werden dann die weiteren Analyseergebnisse zeigen. Viele Grüße Annika Bödefeld
Wie sieht es denn mit der Nutzung des Standstreifens zur „Beschleunigung“ bei Stau auf Autobahnen aus? Z. B morgens A52 Mörsenbroicher Ei Richtung Innenstadt?
Hallo Herr Gau,
generell dürfen die Busse nur mit Ausnahmegenehmigung auf dem Standstreifen fahren. Die Idee gibt es aber bei uns auch und wir arbeiten daran zu prüfen, was möglich ist. Viele Grüße Annika Bödefeld
Hallo zusammen,
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich es sehr löblich finde, dass dieses Thema in Angriff genommen wird, da der ÖPNV so attraktiver wird. Ich habe noch einen Verbesserungsvorschlag, mit dem ich gerne weiterhelfen würde. Oben würde ja der Bereich Benrath S schon angesprochen. Man kommt dort auch wirklich schneller voran. Ein großes Lob Schonmal dafür. Der Verbesserungsvorschlag bezieht sich auf die Linksabbiegerampel von Benrath Busbahnhof ausfahrend in Richtung Benrath Btf der Linien 784 und 788. Diese Ampel wird trotz Anforderung oft erst nach zwei oder drei Minuten „grün“, weil man mehrere Ampelphasen dort steht. Ich denke, dass das nicht am Verkehr liegt, sondern schlicht ein Programmierungsfehler ist. Vielleicht könnte die Projektgruppe das Mal in Angriff nehem
Hallo Frau Böorns, danke für den Hinweis! Das Problem mit der Linksabbiegerampel ist den Kollegen bereits bekannt – sie sind da dran. Viele Grüße Annika Bödefeld
Super, dass man sich bei der Rheinbahn um Kundenzufriedenheit kümmert. Bei manchen Bahnunternehmen habe ich nicht immer den selben Eindruck. Die Beschleunigung einzelner Linien, sowie die Entlastung des Verkehrs, empfinde ich als wichtiges Thema auch für die Zukunft. Gerade junge Menschen, die das Dorf verlassen und in die Stadt flüchten, wird es freuen, wenn auch auf dem Dorf die öffentlichen Verbindungen besser werden.
LG, Maria
Falls da nicht seit etwas mehr als nem Jahr etwas dran verbessert wurde, möchte ich noch die Haltestelle Unikliniken für den 782, 785 & Co nennen. Hier ist ne extra Bus-Ampel, die aber manchmal schon auf das Ankommen des Busses reagiert, obwohl ja erst die Leute an der Haltestelle ein- und aussteigen müssen. Schon paar mal gehabt, dass die vorher „grün“ hatte, bevor der Bus losfahren konnte. Dann gab’s das nächste grün erst nach manuellem Nachhelfen des Busfahrers mit nem Schlüssel weil die Ampel von alleine Dauer-rot hat.
Was den Standstreifen auf Autobahnen angeht, kann ich da auch die A46 u.a. für den 782 nennen. Vielleicht wäre es als Alternative möglich, wenn der die 785-Ausfahrt nimmt und dann als eine Art Schnellbus bis Hilden fährt, sofern die Kollegen vom 785 durchgegeben haben, dass deren Strecke nicht so Staubelastet ist.
Hallo Herr Hartmann,
die Ampel ist uns bekannt. Aktuell kommt die Bahn dort gut durch, der Bus aber leider nicht. Die Kollegen haben das im Blick.
Die A46 ist mit in die Untersuchungen für die Nutzung von Standstreifen einbezogen worden. Ob dies umgesetzt werden kann, steht aktuell noch nicht fest.
Viele Grüße
Annika Bödefeld