50 Busse und eine Schale voller Süßigkeiten

Der Betriebshof in Ratingen-Tiefenbroich ist der kleinste der Rheinbahn – trotzdem ist hier jeden Tag eine Menge los. Was genau, das hat sich unsere Praktikantin Nele Peifer vor Ort angeschaut:
Mittwochmorgen, acht Uhr. Ich treffe mich mit Matthias Winkel, dem Leiter des Betriebshofs Tiefenbroich. Es ist früh am Morgen, aber auf dem Betriebshof kommt es mir so vor, als ob alle schon ewig da sind. Sind sie auch – Matthias Winkel erzählt mir, dass es von Montag bis Freitag jeden Morgen 46 Frühausfahrten gibt. Das heißt, dass von den 50 Bussen, die der Betriebshof hat, 46 schon gegen 4 Uhr den Betriebshof verlassen und dafür sorgen, dass jeder Frühaufsteher an sein Ziel kommt – und das alles schon, wenn ich mich im Bett noch einmal umdrehe.
Die Tür zum Büro des Betriebshofleiters steht offen – „wie fast jede Tür auf dem Betriebshof Tiefenbroich“, erzählt mir Matthias Winkel lachend. Er ergänzt, dass die Schale voller Süßigkeiten auf seinem Tisch wohl auch dazu beiträgt, dass jeder mal bei ihm vorbeischaut. Da würde es sich gar nicht lohnen, die Tür zu schließen.

Tour über den Hof
Wir starten unseren Rundgang über den Betriebshof zunächst ein Zimmer weiter im Betriebshofbüro. Thomas Lempert grüßt uns freundlich. Ich will mehr über seine Aufgaben wissen und er erklärt sie mir. Im Gegensatz zum Disponenten, den ich gleich kennenlernen werde, hat er mit der lang- bis mittelfristigen Planung in Tiefenbroich zu tun. Er teilt Dienste ein und versucht dabei – so gut es geht – auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. „Natürlich ist es nicht immer möglich, es jedem recht zu machen. Aber auf einem kleineren Betriebshof, so wie unserem, können wir eher auf die Dienst-Wünsche Einzelner eingehen“, so Lempert.
Klein ist der Betriebshof wirklich. Es gibt ein Gebäude, in dem die Verwaltung sitzt, die Werkstatt und der Rest vom Gelände ist ein Busparkplatz. Irgendwo müssen die Busse ja stehen, wenn sie nicht draußen im Einsatz sind – eine Halle gibt es hier nicht. Weiter geht’s ins Disponenten-Büro, dass, wie ich lerne, 24 Stunden besetzt ist. Zwei Computerbildschirme muss der Disponent gleichzeitig bedienen, denn er kümmert sich um das Tagesgeschäft. Er weiß, wo welcher Bus steht, wenn die Fahrer morgens zum Betriebshof kommen und ihren zugeteilten Bus suchen. Er findet eine Lösung, wenn ein Fahrer erkrankt und Ersatz gefunden werden muss und generell für alles, was im laufenden Betrieb und auf der Strecke anfällt.

Digital und analog
Eine Sache, die mir im Büro auffällt, ist ein großer Schaukasten zum Flur hin. Dort sind viele Haken angebracht, an denen Nummern hängen. Das sind die Fahrzeugnummern der Busse. Der Disponent, Josef Frangen, deutet auf den Computerbildschirm: „Darauf siehst Du die gleiche Abbildung“, sagt er. Einen Moment wundere ich mich, aber tatsächlich. Beide Bilder zeigen, sozusagen digital und analog, wo sich welcher Bus befindet. Ob er geparkt ist und, wenn ja, wo. Und auch, ob er sich grade „auf Strecke“ befindet, wie man bei der Rheinbahn sagt.

Vom Disponenten-Büro hat man einen guten Blick auf die Werkstatt. Die schauen wir uns als nächstes an: Das erste, was ich sehe, ist ein Bus, der zwischen vielen technischen Geräten steht. Die drei Werkstattmitarbeiter, die Schicht haben, erklären mir, dass der Bus nur zur Standardkontrolle da ist. Diese wird je nach Alter des Fahrzeugs in immer kürzeren Zeitabständen gemacht, um sicherzustellen, dass mit dem Fahrzeug alles in Ordnung ist. Busse weisen nämlich einen recht großen Verschleiß auf. Das liegt daran, dass sie immer wieder anfahren und abbremsen und praktisch nie mit ihrer vollen Power fahren. Noch dazu sind sie ständig unterwegs: Am Tag legt ein Bus etwa 300 bis 400 Kilometer zurück. Zusätzlich zu den regelmäßigen Routineuntersuchungen wird jeder Bus, wenn er abends zurück zum Betriebshof kommt, in der Werkstatt kontrolliert und gewartet. Kleinere Mängel werden behoben, und – ganz wichtig –der Bus wird betankt, damit er am nächsten Morgen direkt wieder losfahren kann.

Von der Werkstatt gehen wir in die Kantine, dem größten Raum im Verwaltungsgebäude. Es gibt eine Theke und in der Vitrine sehe ich viel frisches Obst und ein paar Sandwiches. An einem Tisch sitzen zwei Fahrerinnen und vier Fahrer, die zusammen frühstücken, bevor sie ihre Schicht beginnen. Insgesamt arbeiten 119 Fahrer in Tiefenbroich. Die Atmosphäre ist, wie überall auf dem Betriebshof, sehr familiär. Ich merke schell, dass die Menschen hier nicht nur Kollegen sind, sondern auch Freunde, sogar zu gemeinsamen Rad- oder Wandertouren treffen sie sich. Matthias Winkel berichtet, dass sie hier eine sehr gute Arbeitsatmosphäre haben und die Mitarbeiter gerne zum Dienst kommen.

Die Kantine war der letzte Stopp auf meiner Tour. Nach meinem Tag auf dem Betriebshof Tiefenbroich kann ich mir sehr gut vorstellen, warum die Leute hier gerne arbeiten. Ich würde auf jeden Fall immer wieder mal vorbeischauen.

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